Traditionelle Landwirtschaft: Lebensräume im Oberallgäu bewahren!

Traditionelle Landwirtschaft: Lebensräume im Oberallgäu bewahren!
Oberallgäu, Deutschland - Die Bedeutung traditioneller Landwirtschaft für die Artenvielfalt in der Region Oberallgäu stand im Mittelpunkt einer spannenden Exkursion des Landschaftspflegeverbands Oberallgäu-Kempten e. V. (LPV), die kürzlich rund 20 Interessierte anlockte. Die Teilnehmer erhielten wertvolle Einblicke in die Vielfalt der Lebensräume rund um das Imberger Horn, darunter Streuwiesen, Bergweiden und Mähwiesen. Kathrin Schratt, eine Expertin des LPV, machte dabei deutlich, dass menschliches Handeln erforderlich ist, um diese wertvollen Weideflächen zu erhalten, denn ohne die traditionelle Landwirtschaft würden diese Flächen von Wald überwuchert werden. Die landwirtschaftliche Nutzung erreichte im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt, und der Erhalt dieser traditionell genutzten Wiesen und Weiden ist für die Biodiversität von größter Bedeutung.
Ein Highlight der Exkursion war der Besuch des Strausbergmoos, das als Elitemoor der Bayerischen Alpen gilt und seit 2012 umfassende Renaturierungsmaßnahmen erfährt. Die dort durchgeführten Schritte, wie die Anhebung des Löwenbachs und die Schaffung von Biotopverbünden, sollen insbesondere den Wasserhaushalt stabilisieren. Der LPV betreut in dieser Region 4,5 Hektar wertvolle Streuwiesen, während angrenzende Flächen von ortsansässigen Landwirten bewirtschaftet werden.
Renaturierung und Artenvielfalt
Die Weideflächen des Strausbergsattels bieten Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, darunter die beeindruckende Arnika und die silberne Distel sowie das scheue Birkhuhn. Ab 2024 plant der LPV, Korridore zu schaffen und 1,1 Hektar magere Weideflächen offenzuhalten. Zudem wurde im Retterschwanger Tal ein Projekt zur Reaktivierung einer ehemaligen Bergmähwiese ins Leben gerufen. Hierbei werden Gehölze entfernt, eine innovative Seilbahn für die Heubergung installiert und Ziegen zur Bekämpfung von Brombeeren eingesetzt. Die Eckpfeiler sind die Mahd mit modernen Maschinen sowie Handarbeit, wobei sich bereits die ersten Pflanzenarten zurückmelden.
Der Erhalt solcher Mähwiesen ist nicht nur aus Naturschutzgründen wichtig, sondern auch durch die Unterstützung von Landwirten möglich. Diese können Förderungen für die Pflege von Flora-Fauna-Habitat-Mähwiesen (FFH-Mähwiesen) beantragen, die durch ihre extensive Bewirtschaftung und durch die nachhaltige Pflege bedeutende Lebensräume für Wildbienen, Schmetterlinge und weitere Tierarten darstellen. Diese Richtlinien sind in den EU-Vorgaben zur Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verankert und wurden durch das Bundesnaturschutzgesetz gestärkt.
Herausforderungen und Perspektiven
Dennoch stehen die Landwirte vor Herausforderungen. Eine verstärkte Nachfrage nach intensiven Bewirtschaftungsformen, wie Silagegewinnung oder die Nutzung von Gärresten aus Biogasanlagen, sorgt für einen Wandel in den landwirtschaftlichen Praktiken. Diese Veränderungen können der Pflege der wertvollen Mähwiesen schaden, die oft nur minimal gedüngt und zweimal jährlich gemäht werden. Trotz der Diskussion über die Rentabilität ist der soziale und ökologische Wert dieser Wiesen für die Region unbestritten.
Ein Besuch der Sennalpe Mitterhaus, wo Benedikt Besler mit rund 50 Jungrindern die Flächen bewirtschaftet und köstlichen Käse produziert, rundete die Exkursion ab. So wird erneut bewiesen, wie wichtig die Bewirtschaftung der Alpen ist: Sie hält nicht nur die Landschaft lebendig, sondern sorgt auch für hochwertige Produkte und die Erhaltung unserer Natur.
Für alle Interessierten, die sich für die Pflege und Bedeutung von Mähwiesen und deren Beitrag zur Biodiversität in ihrer Region einsetzen möchten, bietet der Landschaftserhaltungsverband umfassende Informationen und Unterstützung an. Die Erhaltung dieser Lebensräume ist nicht nur eine Aufgabe für Landwirte, sondern für die gesamte Gesellschaft.
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Ort | Oberallgäu, Deutschland |
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