Bürgermeister-Debatte in Lamerdingen: Haupt- oder Ehrenamt?

In Lamerdingen wird über die Rückkehr zu einem ehrenamtlichen Bürgermeister entschieden. Kostendiskussionen und Bürgermeinungen prägen die Debatte.
In Lamerdingen wird über die Rückkehr zu einem ehrenamtlichen Bürgermeister entschieden. Kostendiskussionen und Bürgermeinungen prägen die Debatte. (Symbolbild/MW)

Bürgermeister-Debatte in Lamerdingen: Haupt- oder Ehrenamt?

Lamerdingen, Deutschland - In der kleinen Gemeinde Lamerdingen, die im schönen Ostallgäu liegt, wird gerade eine spannende Debatte über die Rolle des Bürgermeisters geführt. Am 15. März 2020 wurde Manuel Fischer als erster hauptamtlicher Bürgermeister gewählt, nachdem der damalige Ehrenbürgermeister Konrad Schulze im Jahr 2019 empfohlen hatte, diese Position hauptamtlich zu besetzen. Der Gemeinderat stellte sich mit einem mehrheitlichen Votum von neun zu drei hinter diese Entscheidung, und seitdem wurden viele Projekte angestoßen. Hierzu zählen Investitionen in die Infrastruktur, der Kauf von mehr als 40 Grundstücken sowie die Planung von energetischen Sanierungen und einer Kläranlagenmodernisierung. Auch die Einführung digitaler Prozesse und die Akquise von Fördermitteln wurden während seiner Amtszeit vorangetrieben, was die Gemeinde spürbar voranbrachte, wie der Merkur berichtet.

Doch nicht alles ist gold, was glänzt. Ein Antrag von neun Gemeinderatsmitgliedern fordert nun die Rückkehr zu einem ehrenamtlichen Bürgermeister ab der Kommunalwahl im Jahr 2026. Gemeinderat Robert Sing stellte in Frage, ob die Erwartungen an die hauptamtliche Führung tatsächlich erfüllt wurden. Bei einer Kostenbetrachtung zeigt sich, dass ein hauptamtlicher Bürgermeister rund 143.000 Euro jährlich kostet, während ein ehrenamtlicher Mitarbeiter mit etwa 58.000 Euro zu Buche schlägt. Während manche Bürger den finanziellen Mehraufwand für einen professionellen Gemeindechef für vertretbar halten, betonte Josef Batzer in Bürgerversammlungen, dass die Mitgliedschaft in einer Verwaltungsgemeinschaft nicht automatisch entlaste und die Gemeinde in naher Zukunft die Grenze von 2.500 Einwohnern überschreiten wird, was einen hauptamtlichen Bürgermeister erfordern würde.

Die Rolle des Ehrenamts

Im Hintergrund könnte eine allgemeine Tendenz zu erkennen sein: Deutschlandweit sind viele Bürgermeister Ehrenamtliche, was oft eine Reduzierung des Hauptberufs nach sich zieht – etwa 45% der ehrenamtlichen Bürgermeister haben ihre Berufstätigkeit dafür beschränkt. Die Aufgaben in diesen Positionen werden immer komplexer, was sich insgesamt auf die Attraktivität des Amtes auswirkt. In Bayern wurde seit 2023 die Regelung, dass Bürgermeisterämter in Gemeinden ab 2.500 Einwohnern hauptamtlich ausgeübt werden können, bereits angepasst. Zuvor lag die Grenze bei 5.000 Einwohnern, was den Druck auf kleinere Gemeinden wie Lamerdingen erhöht, sich Gedanken über die Amtsausübung zu machen, wie kommunal.de anmerkt.

Im Vergleich zu Lamerdingen zeigt das Beispiel der Gemeinde Biburg in Niederbayern, wo Bettina Danner seit fast fünf Jahren als erste ehrenamtliche Bürgermeisterin dient, dass auch ohne hauptamtliche Unterstützung viel geleistet werden kann. Sie berichtet, dass ihre Rolle weit über einen Teilzeitjob hinausgeht, und bewältigt in der Regel die Herausforderungen ihres Amtes ganz allein. Ehrenamtliche Bürgermeister erhalten je nach Bundesland unterschiedliche Aufwandsentschädigungen, die in Bayern zwischen 3.731 Euro und 6.888 Euro variieren. Danner selbst erhält rund 4.700 Euro brutto.

Während die Relevanz der Gemeindeverwaltung in Lamerdingen immer weiter wächst, ist der Gemeinderat entschlossen, trotz unterschiedlicher Meinungen konstruktiv zusammenzuarbeiten. In der nächsten Gemeinderatssitzung wird eine Entscheidung über den Antrag zur Rechtsstellung des Ersten Bürgermeisters getroffen. Die Bürger der Gemeinde können hierbei im kommenden Jahr am 8. März 2026 mitentscheiden, in welche Richtung es für ihr Gemeindeoberhaupt gehen soll – ein Schritt, der weitreichende Konsequenzen für die Zukunft von Lamerdingen haben könnte.

Details
OrtLamerdingen, Deutschland
Quellen