Coburg ehrt NS-Opfer: Neues Online-Portal für Stolpersteine eröffnet!
Coburg präsentiert ein neues Online-Portal, das die Biografien der Opfer der NS-Vernichtungspolitik zugänglich macht.

Coburg ehrt NS-Opfer: Neues Online-Portal für Stolpersteine eröffnet!
In Coburg wird seit 2009 mit mehr als 100 Stolpersteinen an die Opfer der NS-Vernichtungspolitik erinnert. Diese kleinen, messingschimmernden Steine tragen die Namen von insgesamt 223 Coburgerinnen und Coburgern, die durch Entrechtung, Deportation und Mord ihr Leben verloren haben. Am 19. Oktober 2025 wurde nun ein neues Online-Portal vorgestellt, das die Biografien dieser Menschen dauerhaft zugänglich macht. Unter www.coburg.de/stolpersteine können Interessierte mehr über die Lebensgeschichten hinter den Stolpersteinen erfahren.
Bürgermeister Can Aydin stellte bei der Vorstellung des Portals die immense Bedeutung von Erinnerungskultur heraus. Er betonte, dass Erinnern nicht nur von der Vergangenheit handelt, sondern auch eine Verantwortung für die Zukunft mit sich bringt. Das Portal, das unter der Leitung von Stadtheimatpfleger Dr. Christian Boseckert und Volontär Finn Ebsen entstand, wurde zudem von Michael Tröbs, dem Leiter des Stadtarchivs, intensiv unterstützt. Ziel war es, die bisherigen Biografien zu überprüfen und zu ergänzen, was sich als inhaltliche und technische Herausforderung erwies.
Herausforderungen der Erinnerungskultur
Ebsen beschreibt die Schwierigkeit, fragmentarische Quellen zu vollständigen Lebensläufen zusammenzuführen. Das Ergebnis ist ein Portal, das nicht nur für die Öffentlichkeit, sondern auch für Forschungszwecke von großem Nutzen ist. Es enthält Fußnoten und Quellenangaben, um den Nutzerinnen und Nutzern fundierte Informationen zu bieten. Die Stolpersteine sind seit über 15 Jahren Teil des Stadtbildes, stehen vor Wohnhäusern und auf Plätzen, und erinnern täglich an das Unrecht, das vielen Menschen widerfahren ist.
Doch die Erinnerungskultur steht in vielen Regionen unter Druck, und dies wurde besonders durch die jüngsten Angriffe auf Stolpersteine in Thüringen sichtbar. Angriffe wie das Besprühen oder Zerkratzen der Stolpersteine sind Ausdruck eines nach wie vor existierenden Kampfes gegen die Erinnerung an die NS-Verbrechen. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, weist auf die bedenklichen Auswirkungen solcher Angriffe hin und sieht die Hauptursache darin, dass radikale politische Positionen, wie die der AfD, an Einfluss gewinnen.
Ein Mahnmal der besonderen Art
Das Online-Portal in Coburg erhält somit einen besonders hohen Stellenwert als Rechercheergebnis, Mahnmal und Bildungsressource. Lehrkräfte sind eingeladen, die Texte für den Unterricht zu nutzen, und auch Bürgerinnen und Bürger können die Schicksale der Verfolgten nachverfolgen. Während in Thüringen neue Stolpersteine verlegt werden, um an jene zu erinnern, die während der Shoah litten, bleibt in Coburg die Erinnerung lebendig – trotz der Herausforderungen, vor denen die Gesellschaft steht.
Insgesamt hat Gunter Demnig, der in den 1990er Jahren das Projekt der Stolpersteine ins Leben rief, mit seinen Gedenksteinen ein wichtiges Symbol für die deutsche und europäische Erinnerungskultur erschaffen. Mehr als 107.000 Stolpersteine wurden bis August 2024 in etwa 1.900 Kommunen verlegt, und sie verdeutlichen nicht nur das Ausmaß der Verfolgung, sondern erinnern auch an zahlreiche Gruppen, die unter dem Regime der Nationalsozialisten gelitten haben.
In Anbetracht all dieser Entwicklungen ist das Portal in Coburg ein wichtiger Schritt, um die Erinnerungen an die Opfer wachzuhalten und ihre Geschichten für kommende Generationen zu bewahren. Der Kampf um das Gedenken und die Erinnerung ist noch lange nicht ausgefochten, und es bleibt zu hoffen, dass solche Initiativen eine breite Unterstützung in der Gesellschaft finden.