Konstruktiv streiten: So fördern wir Demokratie in Freising!

Konstruktiv streiten: So fördern wir Demokratie in Freising!
In einer lebhaften Diskussion über die Bedeutung des Streitens in der Demokratie fand am 10. Juli 2025 der Workshop „Streit/Förderer“ im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Zehntelsekunde“ statt. Unter der Leitung von Dr. Eva Feldmann-Wojtachnia, der Leiterin der Forschungsgruppe „Jugend und Europa“ an der LMU München, versammelten sich interessierte Bürger:innen in Freising, um sich mit der zentralen Frage auseinanderzusetzen: Wie kann man konstruktiv streiten, ohne sich selbst oder andere zu verletzen? Der Workshop wurde vom Treffpunkt Ehrenamt und dem Förderverein Freisinger Raum der Begegnung organisiert und erhielt Unterstützung vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales.
Die Stimmung war aufgeschlossen und die Teilnehmenden waren sich schnell einig: Streit ist ein zentraler Baustein einer lebendigen demokratischen Kultur. Dabei inszenierte Dr. Feldmann-Wojtachnia das Werte- und Entwicklungsquadrat, ein Konzept, das von Friedemann Schulz von Thun weiterentwickelt wurde. Dieses Modell verdeutlicht, wie wichtig die Balance zwischen Werten ist. Zu viel Sparsamkeit kann etwa in Geiz umschlagen, während übertriebene Großzügigkeit schnell zur Verschwendung führen kann. „Gute Eigenschaften kippen ins Negative, wenn sie übertrieben werden“, so die Referentin.
Die Kunst des konstruktiven Streitens
Der Workshop beleuchtete die Zulässigkeit, andere Perspektiven ernsthaft in Betracht zu ziehen. Hierbei wurde klar, dass das richtige Maß im Streit entscheidend ist. „Uns geht es darum, respektvoll zu diskutieren und dabei die Grundwerte aller Beteiligten zu kennen“, erklärte Dr. Feldmann-Wojtachnia. Eine solche reflektierte Betrachtungsweise ist nicht nur wichtig für individuelle Diskussionen, sondern auch für ein funktionierendes demokratisches Miteinander.
Im Hintergrund dieser Diskussion steht der Gedanke, dass demokratische Institutionen die Zustimmung und Unterstützung ihrer Bürger:innen benötigen, um erfolgreich zu sein. Wie Living Democracy betont, sind Schulen der Schlüsselort, an dem junge Menschen die demokratische Kultur erlernen und erproben können. Die Förderung solcher Kompetenzen ist auch im Kontext des Europarat-Projekts zur Erarbeitung eines Kompetenzmodells für demokratische Kultur von großer Bedeutung.
Der Wert von Pluralität
Im Workshop wurde ebenso die Erforderlichkeit einer pluralistischen Meinungsbildung in der Zivilgesellschaft hervorgehoben. Die Fähigkeit, unterschiedliche Perspektiven zu akzeptieren und zu reflektieren, gilt als eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein harmonisches Miteinander. In diesem Zusammenhang ist der Begriff der „demokratischen Kultur“ höchst relevant, auch wenn er oft vage bleibt.
Wie das Werte- und Entwicklungsquadrat zeigt, ist die Balance der Werte entscheidend für eine positive Entwicklung. Laut Schulz von Thun können Werte wie Gerechtigkeit und Fairness nur im Austausch und im Spannungsverhältnis erblühen. Diese Einsichten sind nicht nur Theorie, sondern durchdringen auch den Alltag in der Schule, wo Schulleiter:innen und Lehrkräfte als Vorbilder fungieren und die reife demokratische Kultur aktiv fördern oder behindern können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Workshop nicht nur Raum für Streit, sondern auch für die Entwicklung gemeinschaftlicher Werte bot. Die Teilnehmer:innen kehrten mit einer klaren Botschaft nach Hause: Konstruktive Auseinandersetzung ist das Fundament der Demokratie, und das Streiten ist nicht nur erlaubt, sondern notwendig.