Zukunft der Kirche: Fusion der Dekanate Gunzenhausen, Weißenburg, Pappenheim?

Zukunft der Kirche: Fusion der Dekanate Gunzenhausen, Weißenburg, Pappenheim?
Gunzenhausen, Deutschland - In Gunzenhausen fand ein bemerkenswertes Treffen der Dekanatsausschüsse aus den evangelischen Dekanaten Gunzenhausen, Weißenburg und Pappenheim statt, welches die Weichen für die Zukunft dieser Gemeinschaften stellen könnte. Dekanin Ingrid Gottwald-Weber, Dekan Christian Aschoff und Dekan Wolfgang Popp luden dazu ein, um über eine mögliche Fusion der drei Dekanate zu diskutieren. Ziel des Treffens war es, bestehende Kooperationen zu reflektieren und die nächsten Schritte für einen gemeinsamen Dekanatsbezirk zu planen. Diese Gespräche sind besonders relevant, da das Dekanat Gunzenhausen bereits zum 1. Januar mit dem Dekanat Heidenheim fusioniert ist, was die Dynamik in der Region weiter verändert hat.
Im Rahmen des Treffens wurde auch die derzeitige Situation angesprochen: In den drei Dekanaten betreuen 21 hauptamtliche Stellen insgesamt 43 Kirchengemeinden. Das Dekanat Weißenburg, das neben den Städten Weißenburg und Ellingen auch die umliegenden Gebiete wie Pleinfeld und Greding umfasst, steht vor der Herausforderung, bis September alle hauptamtlichen Stellen zu besetzen. In diesem Kontext wird auch das kleinste Dekanat Pappenheim betrachtet, das 22 Kirchengemeinden zählt und dessen Gemeinde Kipfenberg 2026 zum Dekanat Ingolstadt wechseln wird. Die Überlegungen zur Fusion hängen eng mit der aktuellen Entwicklung in der Evangelischen Kirche zusammen, in der kleinere Gemeinden zunehmend unter Druck geraten, sich zusammenzuschließen. So sieht die Synode der EKBO bereits vor, dass Gemeinden mit weniger als 300 Mitgliedern zur Fusion gezwungen werden können, was zu intensiven Debatten in den Gemeinden führt, wie evangelische-zeitung.de berichtet.
Herausforderungen und Chancen der Fusionen
Die Herausforderungen sind vielfältig. Die Reduzierung der Mitgliedszahlen in den evangelischen Kirchen ist alarmierend: Prognosen zeigen, dass bis 2045 etwa 50% der Gemeindeglieder verloren gehen könnten. Diese Entwicklung sorgt für sorgenvolle Gesichter und intensive Diskussionen über die Zukunft der Kirchengemeinden. Es gibt sowohl Befürworter als auch Gegner der Fusionen. Während die einen die Lebensfähigkeit kleiner Gemeinden in Frage stellen, fürchten die anderen eine Entfremdung von der lokalen Verankerung und sozialen Nähe, wie die Expertenmeinung von Uta Pohl-Patalong, Professorin für Praktische Theologie, zeigt.
Ein möglicher Zusammenschluss der drei Dekanate könnte dazu führen, dass rund 60.000 Gemeindeglieder zusammenkommen und nur noch zwei Dekan-Stellen notwendig wären. Die Landeskirche hat bereits einen Mindeststandard von 35.000 Gemeindegliedern pro Dekanat eingeführt. Die steigenden Einsparungen und die Notwendigkeit, Entscheidungen in den Dekanatsausschüssen sowie teilweise in den Dekanatssynoden zu treffen, zeigen die Dringlichkeit der Thematik. Der Prozess zur Prüfung von Fusionsmöglichkeiten wird durch regelmäßige Treffen einer Arbeitsgruppe begleitet, die vom Team der „Werkstatt Evangelisch“ unterstützt wird.
Ein Blick über die Grenzen
Ein Blick über die Grenzen Bayerns zeigt, dass ähnliche Überlegungen auch in anderen Teilen der Evangelischen Kirche diskutiert werden. In Düsseldorf plant die evangelische Kirche, bis 2035 aus derzeit 17 Kirchengemeinden eine einzige zu bilden – ein spannendes, strategisches Vorhaben, das sich aus dem gleichen Problem des Mitgliederschwundes speist. Bei der Organisation sollen Synergien genutzt und der Verwaltungsaufwand verringert werden, was viele Gemeinden dazu bringt, über ihre eigene Zukunft nachzudenken. Auch hier gibt es Proteste und Diskussionen über Sinn und Unsinn solcher Fusionen, die auch die Identität der Gemeinden betreffen.
Die Debatte um die Fusionen in den bayerischen Dekanaten wirft wichtige Fragen auf: Wie kann die evangelische Kirche relevant bleiben? Und welche Struktur ist notwendig, um den Bedürfnissen der Gläubigen gerecht zu werden? Eines ist klar: Die Gespräche sind notwendig, um Wege zu finden, die Kirche auch in Zukunft lebendig zu halten, ohne dabei die Menschen und ihre Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren.
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Ort | Gunzenhausen, Deutschland |
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