Bauernkrieg im Unterallgäu: Ein historischer Austausch begeistert 70 Gäste
Historiker Dr. Reinhard Baumann diskutierte den Bauernkrieg 1525 im Unterallgäu. Landrat Eder fördert Heimatpflege und Austausch.

Bauernkrieg im Unterallgäu: Ein historischer Austausch begeistert 70 Gäste
Am 16. Oktober 2025 versammelten sich rund 70 historisch interessierte Besucher im Landratsamt Unterallgäu, wo Landrat Alex Eder eine spannende Veranstaltung über den Bauernkrieg von 1525 einberufen hatte. Die Runde bestand aus Heimatpflegern, Archivaren und Chronisten, die in einem regen Austausch über die bedeutenden Ereignisse der Region diskutierten. Dr. Reinhard Baumann, ein anerkannter Historiker und Experte für die Freiheitsbestrebungen der Bauern, leitete die Diskussion mit einem umfassenden Überblick über die Geschehnisse im Unterallgäu und der Stadt Memmingen, die während des Aufbegehrens eine zentrale Rolle spielten. Hierzu berichtete Landratsamt Unterallgäu, dass die Mindelburg zu keiner Zeit belagert wurde und Georg von Frundsberg als respektierter Verhandlungspartner der aufständischen Bauern galt.
Das Interesse an der Aufarbeitung dieser historisch bedeutsamen Zeit ist ungebrochen. Die Veranstaltung wurde von Eder als wichtiger Schritt zur Förderung der Heimatpflege angesehen. Neuigkeiten gab es auch aus dem Kreis der Unterallgäuer Kreisheimatpfleger, wo Ernst Striebel ab sofort für Denkmalpflege zuständig ist und Philipp Korda sich um Wappen, Brauchtum und Tracht kümmert. Die Kreisarchivpfleger Silverius Bihler und Thomas Klein boten den Chronisten und Archivaren in den Gemeinden ihre Unterstützung an.
Memmingen und die Zwölf Artikel
Besonders aufschlussreich waren Baumanns Ausführungen zu den „Zwölf Artikeln“, die 1525 in der Kramerzunft in Memmingen verabschiedet wurden. Diese stellten einen wichtigen Forderungskatalog dar, der die Menschen- und Freiheitsrechte der Bauern kundtat. Diese Vorgänge waren nicht nur lokal relevant, sondern hatten auch landesweite Auswirkungen, wie Stadtarchiv Memmingen aufzeigt. Martin Luther selbst nahm zu diesen Artikeln Stellung und warnte die Obrigkeiten, doch jene vor Missbrauch ihrer Macht. In seiner Flugschrift erklärte er, dass das Evangelium nicht zur rechtlichen Grundlage einer neuen Gesellschaftsordnung gemacht werden sollte und er zeigte Verständnis für einige der Forderungen der Bauern, während er gleichzeitig zur Bestrafung der Aufständischen aufrief.
Die schwierigen Verhandlungen und die Eskalation des Konflikts sind ein weiterer zentraler Aspekt der Berichterstattung. Baumann beschrieb die historischen Plünderungen von Klöstern, unter anderem in Ottobeuren, als eine Notwendigkeit zur Beschaffung von Lebensmitteln und Waffen. Diese Erzählungen verstärken das Bild der verzweifelten, aber auch mutigen Bestrebungen der Bauern während des Aufstands.
Der Einfluss der Herausforderung
Die Geschehnisse in Memmingen wurden von Baumann als revolutionär eingestuft. Er betonte die Wichtigkeit der Erinnerungen an diesen Aufstand und der daraus.Resultierenden Lehren für die Gegenwart. Memmingen darf sich heute stolz als „Stadt der Freiheitsrechte“ nennen; eine Stele an der Kramerzunft verkündet es in klaren Worten: „Ort der Demokratie“. Solche Denkmäler sind nicht nur ein Zeichen der Erinnerung, sie motivieren auch zukünftige Generationen, sich für Freiheit und die Rechte der Bürger einzusetzen.
Der Austausch beim Treffen im Landratsamt hat einmal mehr gezeigt, wie stark das Interesse an der Geschichte der Region und speziell des Bauernkriegs verankert ist. Das Engagement von Historikern, Heimatpflegern und Interessierten sorgt dafür, dass die wichtigen Ereignisse von damals nicht in Vergessenheit geraten, sondern lebendig gehalten werden.