Alarmstufe Rot: Trinkwasser im Oberland wegen Chemikalie TFA belastet!

Alarmstufe Rot: Trinkwasser im Oberland wegen Chemikalie TFA belastet!
Garmisch-Partenkirchen, Deutschland - In den Gewässern des Oberlands sorgt eine besorgniserregende Chemikalie für Aufsehen: Trifluoressigsäure, kurz TFA. Der grüne Bundestagsabgeordnete Karl Bär aus Bad Tölz hat in einer umfassenden Untersuchung sechs Wasserproben aus der Region analysieren lassen. Alle Proben wiesen alarmierende Werte über dem festgelegten Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter auf. Die gemessenen Konzentrationen lagen zwischen 0,46 und 0,78 Mikrogramm pro Liter und betreffen insbesondere die Isar sowie das Leitungswasser von Wolfratshausen, wie Radio Oberland berichtet.
Besonders brisant ist, dass in der Region keine Chemieindustrie anzutreffen ist und auch der Einsatz von Pestiziden äußerst gering ausfällt. Die TFA zeigt sich als äußerst persistent in der Umwelt und fällt damit in die Kategorie der sogenannten Ewigkeitschemikalien, zu denen über 10.000 bekannt sind. Diese Chemikalien setzen sich unter anderem aus etwa 2.000 Ausgangsstoffen zusammen, die TFA im Verlauf ihrer Zersetzung bilden, wie die taz berichtet.
Hintergründe zur TFA
Die Belastung mit TFA ist nicht nur ein lokales Phänomen. In ganz Europa sieht sich ein Großteil der Flüsse, Seen und Grundwasserspeicher mit dieser Chemikalie konfrontiert. Eine Untersuchung von PAN Europe und Global 2000 hat bestätigt, dass alle getesteten Proben aus 23 Gewässern in zehn europäischen Ländern hohe TFA-Werte aufwiesen. Besonders stark betroffen sind Flüsse wie die Elbe in Deutschland und die Seine in Frankreich.
TFA entsteht als Abbauprodukt bestimmter Pestizide, darunter das Produkt „Artist“ von Bayer. Der Wirkstoff Flufenacet wird in der Umwelt zu TFA abgebaut. Trotz der Sicherheitsversprechen von Bayer Crop Science bei richtiger Anwendung bleibt unklar, wie schädlich TFA für den Menschen tatsächlich ist. Die Bundesstelle für Chemikalien hat bereits eine Einstufung als „reproduktionstoxisch“ vorgeschlagen und arbeitet an einem entsprechenden Dossier, wie taz anmerkt.
Forschung und Monitoring
In der Schweiz wird das Thema TFA ebenfalls aktiv erforscht. Das BAFU (Bundesamt für Umwelt) hat ein Modell entwickelt, das die Verbreitung und Transformation von Vorläuferstoffen in TFA untersucht. In einem umfassenden Pilotprojekt sammeln die Forscher Wasserproben an verschiedenen Messstellen, um die Ursprünge von TFA zu ergründen. Die ersten Ergebnisse zeigen einen Anstieg der TFA-Konzentrationen, insbesondere im norditalienischen Raum, was auf menschlichen Einfluss schließen lässt. Ergebnisse, die im Rahmen der Pilotstudie erwartet werden, sollen bis Ende 2023 veröffentlicht werden, wie das BAFU erläutert.
Laut den bisherigen Analysen gelten die momentanen TFA-Konzentrationen zwar nicht als gefährlich für den Menschen, jedoch können sie für bestimmte Algenarten ab 120 Mikrogramm pro Liter toxisch sein. Die Debatte über TFA ist ein weiteres Beispiel dafür, wie wichtig es ist, nicht nur aktuelle Werte, sondern auch die Entwicklung von Schadstoffkonzentrationen über die Zeit hinweg zu beobachten.
Insgesamt zeigt die Situation im Oberland, dass der Umgang mit Chemikalien und deren Rückstände in der Umwelt ein brisantes und äußerst relevantes Thema bleibt. Die wissenschaftliche Analyse wird entscheidend dafür sein, welche Maßnahmen künftig ergriffen werden, um Mensch und Umwelt zu schützen.
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Ort | Garmisch-Partenkirchen, Deutschland |
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