Wechsel an der Spitze der Lagergemeinschaft Dachau: Vila folgt Grube

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Ernst Grube tritt als Präsident der Lagergemeinschaft Dachau zurück; Christopher Vila leitet nun das Gedenken an die Opfer des NS-Regimes.

Ernst Grube tritt als Präsident der Lagergemeinschaft Dachau zurück; Christopher Vila leitet nun das Gedenken an die Opfer des NS-Regimes.
Ernst Grube tritt als Präsident der Lagergemeinschaft Dachau zurück; Christopher Vila leitet nun das Gedenken an die Opfer des NS-Regimes.

Wechsel an der Spitze der Lagergemeinschaft Dachau: Vila folgt Grube

In Dachau hat ein Generationswechsel in der Lagergemeinschaft stattgefunden. Ernst Grube, der bis vor Kurzem als Präsident an der Spitze der Organisation stand, hat sein Amt bei der Mitgliederversammlung niedergelegt. Der 92-jährige Grube ist nicht nur für seine beeindruckenden Lebensgeschichte bekannt, sondern auch als bedeutende Stimme in der Erinnerungskultur gegen das Vergessen. Neu in der Führungsrolle ist Christopher Vila, ein 38-jähriger Kulturwissenschaftler, der das Gedenken an die Geschichte der Opfer des Nationalsozialismus künftig vielfältiger und zugänglicher gestalten möchte, um das Vergessen aktiv zu verhindern. Dies berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Grubes Nachfolgerin als Vizepräsidentin ist die 34-jährige Franzi Sessler, die als Urenkelin von Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus auftritt. Beide, Vila und Sessler, betonten die Wichtigkeit einer generationenübergreifenden und zukunftsorientierten Erinnerungskultur. Grube bleibt der Lagergemeinschaft in beratender Funktion erhalten und betonte, wie wichtig es ist, die Errungenschaften der Befreiung von Faschismus und Krieg zu verteidigen.

Erinnerungen an eine dunkle Vergangenheit

Ernst Grube wurde in München geboren und erlebt die Schrecken der NS-Zeit hautnah. Mit einer jüdischen Mutter und einem kommunistischen Vater war seine Kindheit geprägt von Ausgrenzung. Nach dem Abriss der Synagoge, in der Nähe ihrer Wohnung, wurden er und seine Geschwister im jüdischen Kinderheim Antonienheim untergebracht. Ab 1941 mussten sie den Judenstern tragen und hatten stark eingeschränkte Rechte. Grube war als „Halbjuden“ von der Deportation verschont geblieben, bis er 1945 mit seiner Familie ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde, wo er schließlich von der Roten Armee befreit wurde. Über diese Erlebnisse und seinen Weg in die politische Aktivität berichtete Grube in verschiedenen Interviews und Publikationen. Weitere Details zur Lebensgeschichte von Grube finden sich auf seiner Wikipedia-Seite.

Sein Werdegang war alles andere als einfach: Nach seiner Rückkehr aus dem Lager wurde Grube Malermeister und Berufsschullehrer, engagierte sich für die Gewerkschaft und trat wiederholt gegen repressive Maßnahmen der Staatsgewalt auf. Diese Konflikte führten zu Inhaftierungen und Prozessen, die seinen Weg als politisch aktive Persönlichkeit prägten.

Die Bedeutung der Erinnerungskultur

Die Herausforderungen der Erinnerungskultur werden zunehmend diskutiert und sind auch von großer gesellschaftlicher Relevanz. Die Zunahme gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ist eine der drängenden Fragen der Gegenwart, und die Auseinandersetzung mit der Geschichte bleibt gefragt. Am 27. Januar 2025 wird zum Beispiel der internationale Gedenktag für die Opfer des Holocaust in Berlin begangen. Ein regelmäßiger Austausch über die Lehren aus der Vergangenheit ist essenziell, um zukünftige Fehler zu vermeiden, wie die Bundeszentrale für politische Bildung feststellt. Gedenkstätten sollten Orte der Erfahrung und Erkenntnis sein – nicht nur Museen, sondern lebendige Präsentationen unserer Geschichte.

Die Wahl des neuen Präsidiums in Dachau könnte als ein Signal für eine solche zukunftsorientierte Erinnerungskultur interpretiert werden. Sowohl Vila als auch Sessler haben sich zum Ziel gesetzt, die Stimmen der Überlebenden hörbar zu machen und die Erinnerung an die Verfolgten weiterzuentwickeln. Ein wichtiges Anliegen, das in einer immer schnelllebigeren Zeit nicht aus dem Blick geraten sollte, wie die aktuellen Entwicklungen in der Gesellschaft deutlich zeigen.