Werratalbahn-Reaktivierung gescheitert: Thüringen bleibt auf der Strecke!
Coburg bleibt von der Reaktivierung der Werratalbahn betroffen. Trotz politischem Willen scheitert das Projekt an finanziellen Hürden.

Werratalbahn-Reaktivierung gescheitert: Thüringen bleibt auf der Strecke!
Die Reaktivierung der Werratalbahn zwischen Südthüringen und Franken ist in weite Ferne gerückt. Laut einem aktuellen Bericht von MDR ist das Projekt aufgrund hoher Kosten und unklarer Rahmenbedingungen derzeit nicht umsetzbar. Die Schätzungen für die Reaktivierung belaufen sich auf zwischen 66 und 150 Millionen Euro – ein Betrag, den das Thüringer Verkehrsministerium unter den momentanen Umständen für nicht tragfähig hält.
Besonders bedenklich ist die Tatsache, dass ein Teil der Strecke zwischen Eisfeld und Coburg auf bayerischem Gebiet liegt und dort bereits überbaut ist. Dies macht die Verhandlungen über eine mögliche Reaktivierung zusätzlich kompliziert. Der politische Wille zur Wiederbelebung der Strecke ist zwar vorhanden, doch praxisorientierte Schritte scheinen auszubleiben. Im Laufe des Jahres sollen Gespräche mit den betroffenen Landkreisen und der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen stattfinden, um das Potenzial der Strecke zu evaluieren.
Politische Reaktionen und Kritiken
Der Fahrgastverband Pro Bahn zeigt sich enttäuscht über die Absage und bezeichnet sie als „neuen Tiefpunkt in der Bahnpolitik Thüringens“. Verkehrsminister Steffen Schütz sieht sich seitens Kritiker:innen Vorwürfen ausgesetzt, die eine „mutlose Politik“ anprangern. Die IHK Südthüringen und ihr Hauptgeschäftsführer Ralf Pieterwas fordern eine klare Botschaft zum Projekt und kritisieren das mangelnde Engagement der Landesregierung.
Die Situation in Thüringen ist besonders bedenklich, da es die sofortige Einleitung eines Raumordnungsverfahrens für den Werrabahnlückenschluss erfordert, das die Auswahl einer Vorzugsvariante zur Reaktivierung ermöglicht. Währenddessen hat das Thüringische Verkehrsministerium angekündigt, Mitte Juli ein Gutachten zur Umweltverträglichkeit präsentieren zu wollen.
Frühere Entwicklungen und Zukunftsperspektiven
Im Rahmen der ersten Tranche von 20 Streckenreaktivierungen, die von der Deutschen Bahn sowie den Bahnverbänden VDV und Allianz pro Schiene vorgestellt wurden, sind auch die Werrabahn und der Lückenschluss zur Höllentalbahn aufgeführt. Pro Bahn Thüringen begrüßt zwar die Aufnahme beider Projekte, doch der Weg zur tatsächlichen Umsetzung bleibt steinig.
Am Horizont leuchtet inzwischen eine Möglichkeit auf, denn der Bund fördert Streckenreaktivierungen seit Frühjahr 2020 mit bis zu 90% über das GVFG-Bundesprogramm. Das jährliche Budget dieses Programms wurde sogar auf eine Milliarde Euro verdreifacht – eine Chance, die nicht ungenutzt bleiben sollte. Die Lückenschlüsse zwischen Thüringen und Franken sind seit über 30 Jahren überfällig und bedürfen endlich eines entschlossenen politischen Handelns.
Somit bleibt nur zu hoffen, dass die Gespräche zwischen den beteiligten Akteuren zu einem positiven Ergebnis führen und der Bau der Werratalbahn nicht in der Schublade der endlosen Projekte verschwindet. Ein schnelles Vorankommen könnte nicht nur den Nahverkehr verbessern, sondern auch den regionalen Tourismus und die Wirtschaft in der gesamten Region fördern.