Bayreuths Straßen im Fokus: Umstrittene Namen und neue Zusatztafeln!

Bayreuth diskutiert die umstrittenen Straßennamen: Zusatztafeln zu antisemitischen Namensgebern sollen informiert werden.
Bayreuth diskutiert die umstrittenen Straßennamen: Zusatztafeln zu antisemitischen Namensgebern sollen informiert werden. (Symbolbild/MW)

Bayreuths Straßen im Fokus: Umstrittene Namen und neue Zusatztafeln!

Bayreuth, Deutschland - In Bayreuth zeichnen sich Veränderungen in der Diskussion um umstrittene Straßennamen ab. Die Karl-Muck-Straße, die nach Dr. Karl Muck (1859-1940) benannt wurde, könnte im Fokus stehen. Muck war nicht nur Dirigent der Bayreuther Festspiele, sondern auch ein bekannter Antisemit. Er setzte sich aktiv dafür ein, die Werke von Richard Wagner „judenfrei“ aufzuführen und führte sogenannte „Köpfungslisten“ für Musiker, die er ablehnte. Tragischerweise wurden einige dieser Künstler später von den Nazis in Auschwitz ermordet. Diese dunkle Geschichte wird zunehmend kritisch beleuchtet. Die Stadtverwaltung hat erkannt, dass es an der Zeit ist, sich mit diesen historischen Schattenseiten auseinanderzusetzen.

Der SPD-Stadtrat Christoph Rabenstein hat nun einen Antrag eingereicht, der Zusatztafeln an Straßen anregen soll, anstatt sie umzubenennen. Dies würde es der Stadt ermöglichen, die historische Bedeutung der Straßen zu vermitteln, ohne die Anwohner durch Umbenennungen vor neue Herausforderungen zu stellen. Eva Bär, die Kulturreferentin der Stadt, sieht hierin eine praktikable Lösung: „Umbenennungen sind für Anwohner wie ein Umzug“, erklärt sie. Die Stadt plant, mit QR-Codes auf den neuen Schildern weiterführende Informationen anzubieten, um Besucher und Anwohner über die Hintergründe zu informieren.

Wagners Erbe und antisemitische Strömungen

Die Diskussion über die Karl-Muck-Straße beginnt im Kontext einer breiteren Auseinandersetzung mit Richard Wagners Erbe und dessen Antisemitismus. Wagner, dessen Schriften wie „Das Judenthum in der Musik“ bis heute für Kontroversen sorgen, gilt als Schlüsselfigur in der antisemitischen Tradition der Musik. Seine Werke wurden von den Nationalsozialisten propagandistisch missbraucht und haben bis heute auch in Israel eine kritische Debatte zur Aufführung seiner Musik ausgelöst.

Bisher gibt es jedoch keine definitive Entscheidung über mögliche Umbenennungen, trotz des Vorstoßes von Stadträtin Johanna Schmidtmann von Bündnis 90/Die Grünen, die eine Diskussion dazu fordert. Auch Rabenstein merkt an, dass sein Antrag zur Thematik schon seit vier Jahren besteht und die Bearbeitung stockt. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger erklärte zuletzt, dass für eine Umsetzung der Vorschläge im Haushalt keine Mittel eingeplant wurden. Allerdings erhält die Idee der Zusatzinformationen Unterstützung aus dem Kulturausschuss der Stadt, was darauf hindeutet, dass Bewegung in die Sache kommen könnte.

Die Erinnerungsstätte im Neuen Rathaus

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Aufarbeitung der Geschichte ist die Ausstellung „Verstummte Stimmen – Die Bayreuther Festspiele und die ‚Juden‘ 1876 bis 1945“, die von Historiker Hannes Heer konzipiert wurde. Ursprünglich sollte die Ausstellung im Festspielhaus stattfinden, wurde jedoch ins Neue Rathaus und dessen Garten verlegt. Hier wird die schwierige Nachkriegsgeschichte der jüdischen Künstler in Bayreuth thematisiert, darunter Schicksale von Dirigenten wie Fritz Busch und Hermann Levi, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ausgegrenzt wurden. Leider wurden insgesamt zwölf Künstler, die in Bayreuth arbeiteten, während der NS-Zeit ermordet.

Diese Ausstellung ist bis zum 14. Oktober 2023 zu sehen und bietet einen wichtigen Raum für die Reflexion über die Rolle des Antisemitismus in der Kunstgeschichte. Es wird deutlich, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte nicht nur die Identität der Stadt Bayreuth betrifft, sondern auch die Verantwortung gegenüber den Opfern und deren Erbe respektiert.

Bei der kommenden Abstimmung des Stadtrats wird sich zeigen, ob die Idee von Zusatztafeln und einer intensiveren Auseinandersetzung mit der Geschichte zukunftsfähig ist und wie die Stadt zu ihrem kulturellen Erbe stehen möchte.

Bayreuther Tagblatt berichtet, dass … Süddeutsche bezieht sich auf … Wikipedia liefert detaillierte Informationen zum Thema.

Details
OrtBayreuth, Deutschland
Quellen