Uraufführung in Augsburg: Gesänge vom Überleben beleuchtet NS-Zwangsarbeit!

Am 5. Juli 2025 feierte das Staatstheater Augsburg die Uraufführung von "Gesänge vom Überleben", das Zwangsarbeitergeschichten thematisiert.
Am 5. Juli 2025 feierte das Staatstheater Augsburg die Uraufführung von "Gesänge vom Überleben", das Zwangsarbeitergeschichten thematisiert. (Symbolbild/MW)

Uraufführung in Augsburg: Gesänge vom Überleben beleuchtet NS-Zwangsarbeit!

Augsburg, Deutschland - Im Augsburger Staatstheater wurde am 5. Juli 2025 das Stück „Gesänge vom Überleben“ uraufgeführt, das sich eindrucksvoll und emotional mit den vergessenen Geschichten von Zwangsarbeiter*innen während der Nazi-Diktatur beschäftigt. Die Regisseurin Tine Rahel Völcker hat dabei Biografien recherchiert, die uns in die dunkle Zeit während des Zweiten Weltkriegs zurückversetzen. Im Zentrum der Inszenierung steht die bewegende Lebensgeschichte von Jakob „Johnny“ Bamberger, einem Sinto und Boxer, der in KZs und in der Rüstungsproduktion der Messerschmitt-Werke arbeitete, wie nachtkritik.de berichtet.

„Johnny“ Bamberger erhielt nur eine geringe Entschädigung für seine KZ-Haft, da er als Straftäter galt – seine Vergehen beinhalteten die Fälschung von Papieren für eine Flucht. Diese erschreckende Marginalisierung des Schicksals der Zwangsarbeiter wird in der Inszenierung von Nicole Schneiderbauer deutlich, die Bamberger als empörten Charakter darstellt, der verbittert gegen ein unfair gestaltetes Spiel ankämpft. Die klare Symbolik und die choreografischen Elemente der Aufführung unterstützen diese eindringliche Botschaft.

Die Bedeutung der Entschädigungszahlungen

Das Thema Zwangsarbeit ist nicht nur ein Teil der Vergangenheit, sondern nach wie vor von sozialer Bedeutung. Die unzureichenden Entschädigungen, die viele Überlebende erhalten haben, verdeutlichen die Schwierigkeiten, mit denen diese Menschen und ihre Nachfahren konfrontiert sind. Seit den 1950er-Jahren zahlte die Bundesrepublik an einzelne Staaten, doch viele Fälle blieben bis heute unbeachtet. Der Einsatz von Zwangsarbeit war ab 1942 eine zentrale wirtschaftliche Säule des totalen Krieges, und auch die deutsche Industrie schöpfte aus dem Elend, wie der Tagesspiegel dokumentiert.

Die Initiative „Erinnerung Verantwortung Zukunft“ (EVZ) wurde 2001 gegründet, um den betroffenen Menschen durch Einmalzahlungen etwas Gerechtigkeit zukommen zu lassen. Zwischen 2001 und 2006 wurden über 4,7 Milliarden Euro an rund 1,7 Millionen Betroffene ausgezahlt. Die Entschädigungen lagen dabei zwischen 500 und 7700 Euro, je nach Genehmigung des jeweiligen Antrags. Es ist ein erbarmungsloses Kapitel, bei dem viele deutsche Unternehmen nach Jahrzehnten der Leugnung ihrer Verstrickung in Zwangsarbeit und Holocaust ihre Schuld eingestanden haben mussten.

Ein Ort des Lernens und Erinnerns

Die aktuelle Inszenierung erinnert nicht nur an die Vergangenheit, sondern bezweckt auch eine Auseinandersetzung mit der Geschichte, die oft im Schatten der gesellschaftlichen Akzeptanz liegt. Der Abend im Staatstheater enthält neben der Hauptgeschichte auch fragmentarische Erzählungen von Zeitzeugen, die die Wucht der Erzählung bremsen, jedoch auch einen Einblick in das Erlebte gewähren können. Die Abwesenheit eines Erinnerungsortes bis 2023 zu den Außenlagern des KZ Dachau ist beispielhaft für die gesamtgesellschaftliche Tendenz, diese dunklen Kapitel zu verdrängen.

Die Schauspieler bringen die vielfältigen Emotionen der Opfer, darunter Stärke, Fassungslosigkeit, Entsetzen und Zorn, authentisch zum Ausdruck. Diese Leistungen, ergänzt durch die Arbeit von Miriam Busch an Bühne und Kostümen sowie weiteren kreativen Mitstreitern, sorgen dafür, dass das Stück mehr als nur Unterhaltung bietet. Es ist ein Aufruf zum Nachdenken – sowohl über die Vergangenheit als auch über die stetige Notwendigkeit, Geschichtswissen zu bewahren.

Insgesamt dauert das Stück 1 Stunde und 50 Minuten und findet ohne Pause statt. Auf diese Weise wird den Zuschauer*innen Raum gegeben, die emotionale Intensität der Behandlung des Themas Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus nachklingen zu lassen.

Details
OrtAugsburg, Deutschland
Quellen