Herbert Sedlmeier: Ein Leben für Inklusion und Solidarität endet tragisch

Herbert Sedlmeier: Ein Leben für Inklusion und Solidarität endet tragisch
Germering, Deutschland - Ein Mann, der sein Leben der Inklusion gewidmet hat, ist von uns gegangen: Herbert Sedlmeier verstarb im Alter von 68 Jahren. Als Stadtrat und Sozialreferent in Germering setzte er sich jahrzehntelang für Menschen mit Einschränkungen ein. Geboren 1957 mit einem Gendefekt, der als Glasknochenkrankheit bekannt ist, war „Inklusion“ in seiner Kindheit noch ein unbekannter Begriff. In einer Zeit, in der er von Schulbehörden und Krankenkassen abgelehnt wurde, war es sein Bruder Georg, der ihm das Lesen, Schreiben und Rechnen beibrachte.
Besonders bemerkenswert ist, dass Herbert nach einem Einschulungstest in die erste Klasse aufgenommen wurde und sogar später in die dritte versetzt wurde. Sein Werdegang schien zunächst herausfordernd, doch er bewältigte alle Hürden und verließ die Schule mit der Mittleren Reife, um in die Stadtverwaltung Germering einzutreten. Fast 40 Jahre war er in verschiedenen Ämtern tätig, insbesondere im Jugend-, Familien- und Sozialamt. Dabei nahm er auch das Amt des Personalratsvorsitzenden und Behindertenbeauftragten für den Landkreis ein. Sedlmeier war eine Stimme der Vernunft und setzte sich unermüdlich für Barrierefreiheit und die Interessen seiner Mitmenschen ein.
Ein Mann des Engagements
Seit 1996 vertrat er die CSU im Stadtrat, plant jedoch nicht, erneut anzutreten. Neben seiner politischen Tätigkeit war er auch in der Kultur aktiv und führte die Bauernbühne Unterpfaffenhofen, wo er Theateraufführungen und das Germeringer Starkbierfest organisierte. Der Mensch hinter dem Politiker lebte selbstständig in seiner eigenen Wohnung und reiste viel, was seine Lebensfreude und Offenheit widerspiegelt. Tragischerweise starb er an den Folgen eines Unfalls, was viele in Germering tief betroffen hat.
Vor dem Hintergrund dieser persönlichen Geschichte ist es wichtig, auf die allgemeine Situation der Menschen mit Behinderungen in Deutschland zu blicken. Ende 2023 lebten etwa 7,9 Millionen Menschen mit schwerer Behinderung in Deutschland, was beinahe 10% der Bevölkerung entspricht. Trotz rechtlicher Fortschritte, wie der UN-Behindertenrechtskonvention, die eine Gleichberechtigung fordert, bleibt der Nachholbedarf bei der Inklusion enorm. Die Hindernisse im Alltag sind vielseitig: Von fehlender Barrierefreiheit in Schulen über den Arbeitsmarkt bis hin zu kulturellen Veranstaltungen müssen zahlreiche Hürden überwunden werden. Laut einer Forsa-Umfrage glauben über 60% der Lehrkräfte an die Notwendigkeit von Inklusion, jedoch halten es nur 30% für praktikabel.
Der Weg zur Inklusion
Die aktuelle Situation verdeutlicht, dass viele Barrieren nicht von individuellen Beeinträchtigungen herrühren, sondern durch gesellschaftliche Gegebenheiten. Der Überblick über die Inklusion zeigt, dass sich auch die Erwerbsbeteiligung von Menschen mit Beeinträchtigungen von 53% im Jahr 2017 auf 81% bei Menschen ohne Beeinträchtigung unterscheidet. Obschon es staatliche Förderungen zur beruflichen Inklusion gibt, ist die Umsetzung oft kompliziert und von einem Mangel an Personal und Ressourcen geprägt. Dies wird durch die Tatsache verstärkt, dass der Zugang zu kulturellen Veranstaltungen und künstlerischen Berufen für Menschen mit Behinderungen oft eingeschränkt ist.
In diesem Kontext wird die Forderung laut, mehr gesetzliche Verpflichtungen an die Privatwirtschaft zur Barrierefreiheit zu stellen. Die Entwicklungen in der Behindertenpolitik müssen stetig voran getrieben werden, um den politischen Auftrag der gesellschaftlichen Teilhabe zu erfüllen und Diskriminierung zu bekämpfen. Die hohe Anzahl an Menschen, die auf Eingliederungshilfe angewiesen sind – im Jahr 2023 waren es über eine Million – zeigt das drängende Bedürfnis nach umfassender sozialer Inklusion.
Herbert Sedlmeiers Leben und Engagement sind nicht nur ein Beispiel für den persönlichen Einsatz im Bereich der Inklusion, sondern auch ein eindringlicher Appell, die Herausforderungen, denen Menschen mit Einschränkungen gegenüberstehen, nicht aus den Augen zu verlieren. Sein Einsatz wird nicht nur in Germering, sondern weit darüber hinaus in Erinnerung bleiben. „Ein Leben für Inklusion“ war nicht nur sein Motto, sondern seine Bestimmung.
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Ort | Germering, Deutschland |
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