Kritik an Landshut -Ausstellung: Ehemalige Geiseln fordern Rekonstruktion

Das Flugzeugwrack "Landshut" wird in Friedrichshafen ausgestellt. Forderungen nach Rekonstruktion und kritische Stimmen prägen die Debatte.
Das Flugzeugwrack "Landshut" wird in Friedrichshafen ausgestellt. Forderungen nach Rekonstruktion und kritische Stimmen prägen die Debatte. (Symbolbild/MW)

Kritik an Landshut -Ausstellung: Ehemalige Geiseln fordern Rekonstruktion

Friedrichshafen, Deutschland - Das Flugzeugwrack der „Landshut“ steht vor einer neuen Herausforderung: Derzeit wird es für eine geplante Ausstellung in Friedrichshafen vorbereitet. Doch während die Vorbereitungen voranschreiten, regt sich Widerstand. In einem Offenen Brief an Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) haben 13 ehemalige Geiseln den museumspädagogischen Ansatz der Bundeszentrale für politische Bildung scharf kritisiert. Sie empfinden die Präsentation als „Frontalunterricht rund um einen Haufen Wrackteile“ und sind überzeugt, dass diese Form der Auseinandersetzung dem historischen Ereignis nicht gerecht wird. Allen voran fordern die Unterzeichner eine teilweise Rekonstruktion der „Landshut“, um die Verbindung zu dem Drama um die Schleyer-Entführung klarer darzustellen. Schließlich handelte es sich bei der „Landshut“ um eine Boeing 737, die 1977 von palästinensischen Terroristen entführt wurde, was die Tragweite und Komplexität des Themas unterstreicht.

Interessant ist, dass zu den Unterzeichnern des Briefes auch Jürgen Vietor, ein ehemaliger Co-Pilot der „Landshut“, und Dieter Fox, ein ehemaliges Mitglied der Spezialeinheit GSG9, gehören. Diese Personen sind nicht nur betroffen, sondern bringen auch einen einzigartigen Erfahrungswert mit in die Diskussion. Der Kollege Vietor sowie die anderen Unterzeichner betonen, dass eine klare Sichtbarkeit der „Landshut“ als Teil des historischen Geschehens essenziell ist, um die Tragik der Entführung vollständig zu verstehen.

Vielfältige Perspektiven auf das Projekt

Das Projekt hat jedoch auch Verteidiger: Der „Unterstützerkreis Landshut“ hat sich in einem weiteren Offenen Brief an Minister Dobrindt für die Pläne ausgesprochen. Sie glauben, dass die „Landshut“ ansprechend in die Architektur und Gestaltung der Ausstellung eingebunden sein kann. Es wird ein „visueller Eindruck von früheren Erscheinungsbildern der Maschine“ angestrebt, möglicherweise unter Einsatz medialer Mittel. Die Verteidiger dieser Präsentation weisen die Vorwürfe des Frontalunterrichts entschieden zurück und betonen, dass stattdessen Workshops geplant sind, um eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Terror-Herbst 1977 und den Lektionen für die wehrhafte Demokratie zu fördern.

Erinnern wir uns: Im September 1977 entführten linksextremistische Gruppen in Deutschland Hanns Martin Schleyer, um die Freilassung inhaftierter RAF-Mitglieder zu erzwingen. Zum tragischen Höhepunkt kam es, als am 13. Oktober 1977 ein PFLP-Kommando eine Lufthansa-Maschine (LH 181) entführte. Die dramatischen Momente der Entführung, die schließlich zur erfolgreichen Befreiungsaktion der GSG 9 führten, sind unvergesslich. Diese Geschehnisse wiesen nicht nur auf die Gefahren durch den internationalen Terrorismus hin, sondern veränderten auch die Sicht auf die Sicherheitslage in Deutschland und darüber hinaus.

Das Thema der Ausstellung und die unterschiedlichen Ansichten darüber verdeutlichen, wie stark die Ereignisse von 1977 auch Jahrzehnte später noch nachwirken. Unterschiedliche Perspektiven von ehemaligen Geiseln und Expert:innen auf die Präsentation der „Landshut“ reflektieren nicht nur die Komplexität des Geschehens, sondern auch die aktuelle gesellschaftliche Diskurslage über Terror und Sicherheit.

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OrtFriedrichshafen, Deutschland
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