Kaufbeuren gedenkt mit Pflegeaktion den Opfern der November-Pogrome

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Am 9. November 2025 reinigte Kaufbeuren Stolpersteine zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und gedenkt deren Schicksale.

Am 9. November 2025 reinigte Kaufbeuren Stolpersteine zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und gedenkt deren Schicksale.
Am 9. November 2025 reinigte Kaufbeuren Stolpersteine zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und gedenkt deren Schicksale.

Kaufbeuren gedenkt mit Pflegeaktion den Opfern der November-Pogrome

Am 9. November 2025 fand in Kaufbeuren eine besondere Reinigungsaktion statt, die nicht nur den lokalen Stolpersteinen, sondern vor allem dem Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Pogrome gewidmet war. Die Aktion markierte einen bedeutenden Moment im Kampf gegen das Vergessen und begann am Stolperstein für den jüdischen Kaufmann Ernst Buxbaum, der in der Schmiedgasse 2 lebte und 1940 ermordet wurde. Bürgermeister Stefan Bosse und weitere prominente Gäste wie Oberstleutnant Sascha Heck und die stellvertretende Museumsleiterin Susanne Sagner waren anwesend, um diesen Tag gebührend zu würdigen. Die Reinigung wurde von Oberstabsfeldwebel Thiess Ahlborn und seinem Team vom Technischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe Abteilung Süd übernommen, das sich jährlich um die Pflege der Stolpersteine kümmert.

Doch was sind Stolpersteine eigentlich? Bei diesen kleinen, handlichen Betonwürfeln handelt es sich um Denkmäler, die zur Erinnerung an die Opfer des Holocausts dienen. Sie sind mit Messingplatten versehen, die die Namen und Lebensdaten der Verfolgten tragen. Initiator des Projekts ist der deutsche Künstler Gunter Demnig, der 1992 begann, diese Gedenksteine an den letzten frei gewählten Wohnorten oder Arbeitsplätzen der Opfer zu platzieren. Damit das Gedenken lebendig bleibt, werden die Steine oft von Passanten, wie in Kaufbeuren geschehen, liebevoll gereinigt. Bundesweit erinnern am 9. November zahlreiche Veranstaltungen und Reinigungsaktionen an die „Reichspogromnacht“.

Gemeinsam für das Gedächtnis

Ein zentrales Anliegen der Veranstaltung in Kaufbeuren war die Betonung der Erinnerungsarbeit. Bürgermeister Bosse hob hervor, wie wichtig es ist, die Vergangenheit nicht zu vergessen und die Opfer zu ehren. Oberstleutnant Heck fügte hinzu, dass solche Erinnerungsorte wie die Stolpersteine eine Verantwortung für die Bundeswehr und die Gesellschaft insgesamt darstellen. Die Aktion fällt in den Rahmen des Projekts „Kaufbeuren unterm Hakenkreuz. Eine Stadt geht auf Spurensuche“, das sich intensiv mit der Geschichte der Stadt während der NS-Zeit auseinandersetzt.

Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die symbolische Geste, dass nach der Reinigung an jedem Stolperstein eine weiße Rose niedergelegt wurde – ein Zeichen des Gedenkens und des Respekts gegenüber den verlorenen Leben. Die nächste Verlegung von vier neuen Stolpersteinen ist bereits für den 25. November 2025 geplant. Genauerer Ablauf und Informationen dazu werden noch bekannt gegeben. Die Biographien der verlegten Stolpersteine sind auf der städtischen Homepage und der App „Kaufbeurer Stolpersteine“ einsehbar, die eine wichtige Ressource für Interessierte darstellt.

Ein Projekt mit vielen Facetten

Stolpersteine sind nicht nur in Deutschland zu finden, sondern auch in vielen anderen Ländern Europas. Bis heute wurden über 100.000 dieser Gedenksteine verlegt, und sie gelten als das größte dezentrale Denkmal weltweit. Neben jüdischen Opfern ehren die Stolpersteine auch Sinti und Roma, Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen sowie viele andere, die unter dem Nazi-Regime gelitten haben.

Die Installation dieser Steine birgt jedoch auch Herausforderungen. In einigen Städten, wie München und Paris, gibt es beispielsweise Diskussionen und sogar Verbote bezüglich ihrer Anbringung. Während einige Bürger und Gemeinden die Steine als essentielle Gedenkorte empfinden, sehen andere sie als respektlos. In Kaufbeuren hingegen wird die Arbeit um die Stolpersteine intensiv fortgesetzt.

Das gemeinsame Engagement für die Stolpersteine unterstreicht nicht nur die Verantwortung, die wir für unsere Vergangenheit tragen, sondern auch die Notwendigkeit, die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten. „A person is only forgotten when their name is forgotten“, sagte ein weiser Spruch, der den Kern des Stolpersteinprojekts treffend zusammenfasst. Durch das Gedenken und die Pflege dieser Denkmale wird sichergestellt, dass die Geschichten der Betroffenen nicht in Vergessenheit geraten.