Beleghebammen in der Krise: Wird Geburtshilfe im InnKlinikum bedroht?

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Die neuen Hebammenhilfeverträge in Mühldorf am Inn führen zu massiven Vergütungseinbußen für freiberufliche Beleghebammen.

Die neuen Hebammenhilfeverträge in Mühldorf am Inn führen zu massiven Vergütungseinbußen für freiberufliche Beleghebammen.
Die neuen Hebammenhilfeverträge in Mühldorf am Inn führen zu massiven Vergütungseinbußen für freiberufliche Beleghebammen.

Beleghebammen in der Krise: Wird Geburtshilfe im InnKlinikum bedroht?

Am 1. November 2025 trat der neue Hebammenhilfevertrag in Deutschland in Kraft, und seine Auswirkungen sind spürbar. Besonders im InnKlinikum Altötting-Mühldorf, wo derzeit 22 Beleghebammen arbeiten, denken viele von ihnen über eine Kündigung nach. Der neue Vertrag könnte für die freiberuflichen Hebammen bis zu 30 Prozent weniger Einnahmen bedeuten, was für viele eine massive finanzielle Einbuße darstellt.

Ein dramatisches Umdenken ist im Gang. Der neue Vertrag sieht eine minutengenaue Abrechnung vor, die die Vergütung für die Betreuungen stark beeinflusst. Kliniksleiter Thomas Ewald erklärt, dass die Klinik selbst keinen Einfluss auf die Regelungen habe. „Die Hebammen sind ein wichtiger Bestandteil der Geburtshilfe“, betont Ewald, und die Klinik möchte sie bestmöglich unterstützen.

Ein Umbruch in der Geburtshilfe

Mit dem neuen Hebammenhilfevertrag sind die Änderungen deutlich: Die Vergütung für die erste Patientin sinkt auf 80 Prozent des bisherigen Stundenlohns, während die zweite und dritte Patientin nur noch mit 30 Prozent vergütet werden. Für die vierte Patientin entfällt die Vergütung gar. Zudem werden Zuschläge für Nacht- und Wochenenddienste von 20 auf 17 Prozent gesenkt, was für viele Hebammen untragbar ist. Die Verunsicherung ist groß: fünf bis sieben Hebammen denken laut Ewald darüber nach, die Geburtshilfe zu verlassen, sollten sie einen Verdienstausfall von 40 Prozent hinnehmen müssen.

„Die Kürzungen sind problematisch“, äußert Levke Sahm, eine erfahrene Beleghebamme. Sie warnt vor einem möglichen Versorgungsengpass für Familien, wenn die aktuellen Bedingungen nicht überarbeitet werden. In Bayern begleiten Beleghebammen aktuell sogar 80 Prozent der Geburten, was die wichtige Rolle dieser Profis in der Geburtshilfe unterstreicht. „Wir haben ein gutes Händchen für die flexiblen Arbeitszeiten, und eine Festanstellung kommt für uns nicht infrage“, ergänzt sie.

Hebammenhilfevertrag und seine Hintergründe

Der Hebammenhilfevertrag, der seit dem 1. August 2007 besteht, hatte ursprünglich das Ziel, die Geburtshilfe in Deutschland zu sichern. Der Vertrag regelt die Voraussetzungen für freiberufliche Hebammen, die im Krankenhaus tätig sind, und ermöglicht ihnen, ihre Leistungen direkt mit den Krankenkassen abzurechnen. Während Beleghebammen bisher für jede Frau 100 Prozent ihrer Leistung abrechnen konnten, gelten mit dem neuen Vertrag deutlich verschlechterte Bedingungen. In Ausnahmesituationen war es früher möglich, sich auch für die Betreuung einer dritten Frau Geld zu holen, doch diese Regelungen wurden stark eingeschränkt.

Die Situation wird dadurch erschwert, dass das „InnKlinikum“ selbst mit einem Defizit von 23,1 Millionen Euro kämpft. Das macht es für die Klinik schwierig, zusätzliche Zuschüsse an die Hebammen auszuzahlen. Eine Zusammenarbeit mit dem Hebammenverband ist somit unerlässlich, um diese wichtigen Änderungen in der Geburtshilfe zu diskutieren.

„Die aktuellen Entwicklungen sind ein Weckruf für alle Beteiligten“, meint Thomas Ewald. Die Herausforderungen, vor denen die Hebammen stehen, müssten ernst genommen werden. Denn ohne sie kann die Geburtshilfe im InnKlinikum nicht aufrechterhalten werden. In einer Zeit, in der die Nachfrage nach einer einfühlsamen und individuellen Betreuung hoch wie nie ist, sieht sich die Branche mit tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert.