Rainer Langhans wird 85: Glücklich trotz Krebs und Lebensbeichte

Rainer Langhans, Ikone der 68er-Bewegung, wird 85 Jahre alt und reflektiert über Leben, Tod und Spiritualität in München.
Rainer Langhans, Ikone der 68er-Bewegung, wird 85 Jahre alt und reflektiert über Leben, Tod und Spiritualität in München. (Symbolbild/MW)

Rainer Langhans wird 85: Glücklich trotz Krebs und Lebensbeichte

München-Schwabing, Deutschland - Rainer Langhans, eine zentrale Figur der 68er-Bewegung und ein Symbol für sexuelle Befreiung, steht vor seinem 85. Geburtstag am 19. Juni mit einer unerschütterlichen positiven Einstellung zur Lebenssituation. Vor Jahren erhielt er die Diagnose unheilbarer Prostatakrebs, doch statt Resignation empfängt er die Herausforderung mit offenen Armen. „Ich sehe den Krebs als Liebesbotschaft“, beschreibt Langhans seine Sichtweise im Interview mit der Apotheken Umschau. Er begreift seine Krankheit als Möglichkeit, seine spirituelle Entwicklung zu vertiefen und das Leben auf eine neue Weise zu erleben.

Langhans hat in den vergangenen Jahren durch Meditation und Selbstreflexion bedeutende Erkenntnisse gewonnen. „Ich beschäftige mich mit dem Sterben, um anderen Mut zu machen“, vermutet er, dass viele Menschen Angst vor der eigenen Vergänglichkeit haben. Gerade in einer Zeit, in der die Gesellschaft oft an der Oberfläche bleibt, sieht er die Corona-Krise als Chance zur inneren Einkehr für alle. In seiner Münchner Gemeinschaft, in der er mit drei Frauen lebt, schlägt er Brücken zur Spiritualität, die ihm über die Herausforderungen hinweghelfen.

Leben und Lebensführung

Langhans lebt in Schwabing, wo sich die Frauen, die er liebevoll als Lebensgefährtinnen bezeichnet, gegenseitig unterstützen. Diese Lebensgemeinschaft ist geprägt von einem entspannten Umgang mit Begriffen wie „Harem“, was in der heutigen Zeit oft Missverständnisse auslöst, jedoch für Langhans dazugehört. Er informiert, dass sie jeweils eigene Wohnungen in der Nähe haben, was ein harmonisches Miteinander ermöglicht.

Als Mitbegründer der Kommune 1 kämpfte Langhans in den 1960er Jahren gegen das Establishment und für die Freiheit des Individuums. Diese Erlebnisse prägen noch heute sein Weltbild. Unter den Essgewohnheiten hält er an einer vegetarischen Ernährungsweise fest und genießt es, aktiv zu bleiben: „Ich gehe gerne spazieren und fahre weiterhin Fahrrad“, erzählt er optimistisch, auch wenn er mit gesundheitlichen Herausforderungen zu kämpfen hat.

Ein Blick in die Zukunft

Rainer Langhans hat keine großen Wünsche mehr: „Ich bin ja schon glücklich“, erklärt er resolut. Seine Therapie zur Senkung des Testosteronspiegels führt zu einer chemischen Kastration, doch er empfindet dies nicht als Verlust, sondern vielmehr als Entfaltung seiner inneren Spiritualität. In seinen Augen hat das Leben nach der Krebsdiagnose an Qualität gewonnen – eine positive Wende, die ihn mit Dankbarkeit erfüllt.

Seine Erinnerungen an Zeiten mit Uschi Obermaier und die aufregenden Erlebnisse während der 68er-Bewegung sind für ihn nicht nur nostalgisch, sondern auch lehrreich. Er besteht darauf, dass die Kommune 1 mehr war als eine Zusammenkunft junger Menschen, die von Freiheit träumten. Es war ein Versuch, eine tiefere spirituelle Gemeinschaft zu bilden, die auch den Kapitalismus und den Faschismus in Frage stellte, wie er in einem Interview mit der tz erläutert.

Für Langhans ist der Blick zurück auch ein Schritt in die Zukunft. Er plant, sich weiterhin mit seiner Hormontherapie zu beschäftigen, solange sie wirkt. Sein Lebensmotto bleibt klar: das wahre Leben zu erfahren und den Körper loszulassen, um wirklich zu leben. Mit jedem Tag, der vergeht, scheint Rainer Langhans seinem Ziel, eines Mehr an innerer Erfüllung und Nähe zu sich selbst, näher zu kommen.

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OrtMünchen-Schwabing, Deutschland
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