Einsamkeit im Fokus: Psychotherapeuten taggen in Lindau gegen das stille Leiden!

In Lindau treffen sich am 12.06.2025 über 200 Therapeuten, um über Einsamkeit und deren Auswirkungen zu diskutieren.
In Lindau treffen sich am 12.06.2025 über 200 Therapeuten, um über Einsamkeit und deren Auswirkungen zu diskutieren. (Symbolbild/MW)

Einsamkeit im Fokus: Psychotherapeuten taggen in Lindau gegen das stille Leiden!

Lindau, Deutschland - In Lindau steht die jährliche Tagung der Kinder- und Jugendpsychotherapeuten ganz im Zeichen eines drängenden Themas: Einsamkeit. Über 200 Fachleute haben sich eingefunden, um sich über dieses weit verbreitete Problem auszutauschen. Organisiert wird die Veranstaltung vom Verein „Kölner Institut für Kindertherapie (KIKT) Akademie“. Ein zentrales Referat hielt der 83-jährige Udo Rauchfleisch, Psychologe und Psychoanalytiker, der seit fünf Jahrzehnten in Basel lebt. Er beleuchtet, dass Einsamkeit kein Randthema ist, sondern alle Altersgruppen betrifft und durch viele Faktoren begünstigt wird, insbesondere in den letzten Jahren durch gesellschaftliche Veränderungen und die Corona-Pandemie. Laut Schwäbische wird Einsamkeit als die Diskrepanz zwischen den erwarteten und tatsächlichen sozialen Beziehungen definiert.

Rauchfleisch erläutert, dass aus seiner Sicht soziale Medien zwar die Wahrnehmung von Einsamkeit verstärken können, sie aber nicht der Hauptverursacher sind. Bei einer Tagung dieser Art, in der überwiegend Frauen (80-85% der Teilnehmenden) vertreten sind, ist der Austausch über Einsamkeit besonders wichtig. Die KIKT-Vorsitzende Gabriele Meyer-Enders ist mit der Resonanz der Einheimischen und dem Standort Lindau zufrieden.

Ursachen der Einsamkeit

Die Ursachen für Einsamkeit sind vielfältig. Global, gesellschaftlich und persönlich – laut Tagesanzeiger leiden etwa jede dritte Person in der Schweiz an Einsamkeit. Dies hängt stark mit den Veränderungen in Familienstrukturen und dem Individualismus der letzten Jahrzehnte zusammen. Insbesondere ältere Menschen, die oft als Hochbetagte beschrieben werden, spüren die Auswirkungen, wenn sich ihr sozialer Kreis reduziert. Im Gegensatz dazu stehen Jüngere, die nach dem Verlassen des Elternhauses häufig Unsicherheiten erleben.

Einsamkeit wird als subjektives Empfinden wahrgenommen und ist stark mit psychologischen Folgen verbunden. Dazu gehören Depressionen, Scham und Schuldgefühle, die die Betroffenen oft dazu bringen, ihre Situation zu verbergen – ein Phänomen des Verheimlichungsstresses. In seiner Forschung betont Rauchfleisch die Notwendigkeit, die Einsamkeit nicht nur zu erkennen, sondern auch aktiv entgegenzuwirken. Dazu zählen Vorschläge wie persönliche Gespräche, Zeit für andere Menschen schenken oder sich politisch engagieren.

Folgen der Einsamkeit

Die negativen Konsequenzen von Einsamkeit sind nicht zu unterschätzen. Körperlich kann sie zu Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Problemen führen und das Risiko für schwere Krankheitsverläufe erhöhen, wie die WHO bereits feststellte. In einem Artikel auf PMC wird aufgezeigt, dass soziale Isolation bei älteren Menschen nicht nur die Morbidität erhöht, sondern auch die Mortalität. Zusammengenommen ergibt das eine besorgniserregende Bilanz: einsame Menschen haben ein deutlich höheres Suizidrisiko und leiden oft an Angst- und Anpassungsstörungen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Einsamkeit ein ernstzunehmendes Thema ist, das enorme gesellschaftliche Herausforderungen mit sich bringt. Die Tagung in Lindau soll daher nicht nur Bewusstsein schaffen, sondern auch konkrete Lösungen erarbeiten, um dieser Herausforderung zu begegnen und das soziale Miteinander zu fördern. Das Engagement aller Anwesenden könnte der Schlüssel dazu sein, die Einsamkeit in unserer Gesellschaft nachhaltig zu bekämpfen.

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OrtLindau, Deutschland
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