
Das Brettspiel „La Famiglia ? The Great Mafia War“ sorgt für kontroverse Diskussionen in Sizilien und darüber hinaus. Das von Boardgame Atelier aus Starnberg herausgegebene Spiel basiert auf den historischen Ereignissen des zweiten großen Mafiakriegs in den 1980er Jahren. Diese Zeit war geprägt von brutalem Machtkampf und Gewalt innerhalb der Cosa Nostra. Das Spiel hat in Cannes den Preis „Goldenes Ass“ gewonnen, doch die positiven Kritiken werden von heftigen Vorwürfen überschattet.
Maximilian Maria Thiel, der Erfinder des Spiels, äußerte sich betroffen über die Vielzahl an kritischen Reaktionen. Er betont, dass es niemals seine Absicht gewesen sei, Menschen zu verletzen. Obwohl er lange in Italien lebte und sich für die Cosa Nostra als zentrales Thema entschied, erkannte er den emotionalen Schmerz, den das Spiel bei vielen auslöst. Thiel hatte ursprünglich ein Begleitheft geplant, das die Hintergründe des Mafiakriegs erklären sollte. Er kündigte an, das Heft künftigen Auflagen des Spiels beizufügen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Kritik aus der Politik und von Opfern
Maria Falcone, die Schwester des 1992 ermordeten Giovanni Falcone, einem bekannten Mafia-Jäger, schloss sich den Kritikern an. Sie sieht in dem Spiel eine Beleidigung für das Andenken der Menschen, die ihr Leben im Kampf gegen die Mafia verloren haben. „Alles ist eine Botschaft, alles ist vollgepackt mit Bedeutung in der Welt der Cosa Nostra. Kein Detail ist zu klein, um übersehen zu werden“, zitierte sie die tiefe Symbolik, die mit dem Mafiakampf verbunden ist.
Die historische Dimension der Mafia
Der Mafiakrieg, auf den das Spiel Bezug nimmt, war eine Zeit unvorstellbarer Brutalität. Luciano Leggio, ein prominenter Anführer der Corleonesi, übernahm die Kontrolle über die Commission, während Giuseppe „Pino“ Greco, bekannt als „The Shoe“, als einer der produktivsten Killer der sizilianischen Mafia agierte. Diese Geschichte ist nicht nur von Gewalt geprägt, sondern auch von Machtkämpfen, die bis in die politischen Strukturen Italiens hineinreichen.
Die Mafia wird oft als Organisation beschrieben, die der Republik Italien schadet. Bei der Diskussion um die Darstellung im Spiel wird klar, dass die Verharmlosung solch komplexer und tragischer Themen nicht ohne Konsequenzen bleibt. Die Diskussion über den Einfluss der Mafia und ihre kulturellen Wurzeln ist damit aktueller denn je.
In Anbetracht der heftigen Reaktionen könnte Thiels Ansatz, dem Spiel ein erläuterndes Begleitheft hinzuzufügen, ein Schritt in die richtige Richtung sein. Ob er jedoch die tiefen Wunden, die das Mafiathema in der italienischen Gesellschaft hinterlassen hat, mit einem Spiel heilen kann, bleibt abzuwarten.
Die kontroverse Debatte, ausgelöst durch das Brettspiel, bringt nicht nur die schmerzliche Vergangenheit der Mafia in den Fokus, sondern auch die fortwährende Auseinandersetzung mit ihrer kulturellen und politischen Bedeutung in Italien. Diese Diskussion sollte nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch in den Bildungseinrichtungen geführt werden, um das Verständnis für die komplexen Facetten der Mafia und ihrer Auswirkungen auf die Gesellschaft zu fördern.
Für tiefergehende Einblicke in die Auswirkungen der Mafia auf die politische Kultur in Italien kann die Arbeit auf Academia.edu hilfreiche Perspektiven bieten.