Starnberg

Enthüllung eines dunklen Kapitels: Erinnerungen an Herzogsägmühle!

Am 24. Januar 2025 wird im Zuge der Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Nationalsozialismus in Herzogsägmühle nicht nur an die Vergangenheit erinnert, sondern auch persönliche Schicksale gewürdigt. Jochen Ebner, ein Nachfahre eines ehemaligen Insassen, hat in den letzten Jahren die dunkle Geschichte seiner Familie aufgearbeitet. Sein Großvater väterlicherseits, Nikolaus Ebner, wurde 1942 von den Nationalsozialisten nach Herzogsägmühle verschleppt und starb dort drei Jahre später an einer „chronischen Herzmuskelentzündung“ – eine Diagnose, die Jochen Ebner als Alibi für die Witternis um die Umstände seines Todes sieht. Der Großvater mütterlicherseits fiel im Zweiten Weltkrieg, was dazu führt, dass Jochen Ebner beide Großväter nie kennengelernt hat.

Seine Nachforschungen begannen vor drei Jahren, nachdem er in den Ruhestand versetzt worden war. Anfänglich kannte er nur die grundlegenden Informationen über Nikolaus, wie den Namen und den Grabbort in Schongau. Im Jahr 2022 stieß er auf eine Akte in der Diakonie Nürnberg, die mehr über das Schicksal seines Großvaters enthielt. Unter den Dokumenten fand er ein Passfoto aus dem Jahr 1944 und einen Brief von der Stadt Starnberg, der Nikolaus als Asozialen brandmarkte und um seine Einweisung in die „Heil- und Pflegeanstalt“ bat.

Gemeinsam erinnern

In Herzogsägmühle fand kürzlich eine bedeutende Veranstaltung unter dem Motto „Gemeinsam erinnern“ statt, die sich der NS-Gesundheitspolitik widmete. Hier wurde den über tausend Zwangsarbeitern gedacht, die zwischen 1934 und 1945 in der Anstalt ihr Leben verloren. Babette Müller-Gräper, die Projektleiterin des „Lernorts“, organisierte die erste Gedenkveranstaltung und hob hervor, dass schätzungsweise 10.000 bis 12.000 Menschen durch das Zwangssystem in Herzogsägmühle gingen.

Geschäftsführer Johann Rock betonte die gesellschaftlichen Normen der damaligen Zeit und die damit verbundene Zwangsarbeit. Herzogsägmühle, ursprünglich 1894 als Arbeitskolonie gegründet, entwickelte sich zu einem Ort des Leidens. Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger rief zur Erinnerung an die Geschehnisse der NS-Zeit auf und forderte eine Auseinandersetzung mit diesen Themen in der heutigen Gesellschaft.

Eine fragwürdige Vergangenheit

Jochen Ebner und andere wie Reinhard Riediger berichteten während der Veranstaltung von den persönlichen Schicksalen ihrer Vorfahren in Herzogsägmühle. Ebners intensive Recherche wirft Fragen auf, insbesondere über die Darstellung seines Großvaters im Brief der Stadt. In der Öffentlichkeit wird die Wahrnehmung, dass fotografiert wurde, was sich als „Asozialen-Bekämpfung“ herausstellt, immer wieder in den Fokus gerückt.

Ines Eichmüller von dem Verband Vevon hinterfragte die späte offizielle Anerkennung der Opfer durch die Politik, ein Thema, das seit 2020 immer wieder diskutiert wird. Ein Gedenkstein im Diakoniedorf, der 430 Namen umfasst, erinnert an die Verstorbenen. Die tatsächliche Zahl der opferbringenden Leben, die in Herzogsägmühle verloren gingen, liegt allerdings weit über dieser Zählung. Alfons Ims von Vevon sprach von den Gefahren, die von der Wiederholung von Ausgrenzungstendenzen in der Gegenwart ausgehen.

Jochen Ebner sieht es als seine Aufgabe, gerade die Jugendlichen über die Verbrechen der Nazis aufzuklären. Seine Forschung und die Aufarbeitung der Familiengeschichte stehen im Einklang mit den Bemühungen, die Erinnerung lebendig zu halten. In einer Zeit, in der aktuelle Entwicklungen und gesellschaftliche Veränderungen besorgniserregend scheinen, ist es wichtig, den Blick auf die Geschichte zu richten und aus ihr zu lernen.

Die aktuelle Gedenkveranstaltung und die Diskussion um die NS-Zwangsarbeit machen deutlich, dass das Erinnern an die Vergangenheit nicht nur eine formale Geste ist, sondern ein imperativer Aufruf zur aktiven Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte.

Weitere Details zu den Gräueltaten in Herzogsägmühle finden Sie in einem Artikel von der Süddeutschen Zeitung, sowie in ergänzenden Berichten von Merkur und Spiegel.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
sueddeutsche.de
Weitere Infos
merkur.de
Mehr dazu
spiegel.de

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