
Im August 2024 wurden in Zingst, Landkreis Vorpommern-Rügen, zwei Männer durch Schüsse schwer verletzt. Der Tatverdächtige ist ein 23-jähriger Mann, der nach der Entscheidung des Oberlandesgerichts Rostock auf freiem Fuß bleibt. Dies geschah, nachdem die Beschwerde der Staatsanwaltschaft Stralsund gegen seine Freilassung als unbegründet abgewiesen wurde. Der Haftbefehl, der ursprünglich gegen ihn erlassen wurde, wurde vom Landgericht Stralsund aufgehoben, jedoch nicht ohne bestimmte Auflagen.
Der Beschuldigte muss sich zweimal pro Woche persönlich bei der Polizei melden, ist aufgefordert, jeglichen Kontakt zu den in der Anklageschrift genannten Zeugen zu vermeiden und ist verpflichtet, mögliche Wohnungswechsel umgehend zu melden. Das Gericht sieht in seinem Fall keine Fluchtgefahr und hat deshalb entschieden, weniger einschneidende Maßnahmen für ausreichend zu erachten.
Der Tatverlauf
Die Anklage gegen den Mann bezieht sich auf einen versuchten Totschlag in zwei Fällen. So wird ihm vorgeworfen, aus einem Auto heraus auf eine Gruppe von Menschen geschossen zu haben. Im Fokus stand ein 25-jähriger Mann, der lebensbedrohliche Verletzungen im Bauchbereich erlitt. Ein zweites Opfer, ein 24-jähriger Mann, wurde am Arm getroffen. In der Anklage wird festgestellt, dass der Schütze den möglichen Tod des zweiten Opfers billigend in Kauf nahm.
Nach dem Vorfall wurde der 23-Jährige am 19. August 2022, also zehn Tage später, festgenommen und befand sich bis zum 30. Dezember 2022 in Untersuchungshaft. Sein Haftprüfungsantrag wurde am Ende dieser Zeit genehmigt, was zur Aufhebung des Haftbefehls führte.
Relevante Hintergründe zur Kriminalität
Die Vorfälle in Zingst stehen im Kontext einer besorgniserregenden Zunahme von Gewaltkriminalität in Deutschland. Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) wurden 2023 in Deutschland etwa 5,9 Millionen Straftaten erfasst, wovon rund 214.000 Fälle als Gewaltkriminalität eingestuft wurden. Dies entspricht einem Anstieg von 8,6 % im Vergleich zum Vorjahr, und stellt die höchste Zahl seit 2007 dar. Es wird vermutet, dass dieser Anstieg teilweise auf Nachholeffekte nach Corona-Beschränkungen zurückzuführen ist.
Insbesondere gefährliche und schwere Körperverletzungen sind mit circa 155.000 registrierten Fällen das häufigste Delikt in der Gewaltkriminalität. Bei den Tötungsdelikten wurden 704 Mordfälle im Jahr 2023 erfasst, davon 490 Mordversuche und 214 vollendete Morde. Die Aufklärungsquote bei Mordfällen liegt bei 92,3 %, während die Zahl der Opfer von Gewaltkriminalität bei circa 255.000 liegt und somit höher ist als die Zahl der registrierten Straftaten. Diese Statistiken verdeutlichen die Herausforderungen, mit denen die Sicherheitsbehörden konfrontiert sind und unterstreichen die Notwendigkeit, durchgreifende Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewaltkriminalität zu ergreifen.
Insgesamt zeigt der Fall in Zingst und die damit verbundenen rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, dass die deutsche Gesellschaft weiterhin mit einer alarmierenden Zunahme von Gewaltverbrechen zu kämpfen hat, was eine intensive Auseinandersetzung mit den Hintergründen und der geeigneten Einschätzung von Gefahren erfordert.