
Mascha Kaléko, eine der bedeutendsten Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts, wurde als Golda Malka Aufen am 7. Juni 1907 in Chrzanów, Südpolen, geboren. Ihre familiären Wurzeln waren fest im jüdischen Glauben verankert; ihre Eltern Rozalia Chaja Reisel Aufen und Fischel Engel waren jüdisch verheiratet. Die Familie emigrierte 1914 nach Berlin, um dem Pogrom und der damit verbundenen Angst zu entkommen. Diese Flucht war nicht nur eine Flucht vor der Verfolgung, sondern auch ein Weg in eine neue Existenz, die sie in eine pulsierende Literaturszene führen sollte. [Jüdische Allgemeine] berichtet, dass der Vater von Kaléko zu diesem Zeitpunkt aufgrund seiner russischen Staatsangehörigkeit inhaftiert wurde. Das frühe Aufeinandertreffen mit politischen Turbulenzen prägte ihr späteres schriftstellerisches Schaffen.
Bereits im Kindesalter zeigte Kaléko eine außergewöhnliche Begabung für das Schreiben. Mit nur neun Jahren begann sie, Gedichte zu verfassen, inspiriert von der deutschen Literatur und den Erzählungen ihrer Mutter. 1918 zog die Familie nach Marburg und schließlich nach Berlin, wo Kaléko in den 1920er Jahren in die literarische Szene der Weimarer Republik eintauchte. Ihr literarischer Durchbruch kam 1933 mit dem Erscheinen ihres ersten Gedichtbands „Das lyrische Stenogrammheft“, der sie als herausragende Stimme der Neuen Sachlichkeit etablierte. In ihren Gedichten thematisierte sie das Leben in der Großstadt, die Suche nach Glück und die Erfahrungen von Angestellten, wobei ihre Texte oft von einem melancholischen und ironischen Ton geprägt waren.
Das Exil und die Folgen
Die politische Lage in Deutschland führte dazu, dass Kalékos Werk 1937 auf die schwarze Liste gesetzt wurde. Kurze Zeit später, 1938, emigrierte sie zusammen mit ihrem Mann Chemjo Vinaver und ihrem Sohn Steven in die Vereinigten Staaten. Die Jahre im Exil waren herausfordernd, und Kaléko hatte Schwierigkeiten, an ihre früheren Erfolge anzuknüpfen. Ihre Erfahrungen während dieser turbulenten Zeit finden sich in der 1945 veröffentlichten Gedichtsammlung „Verse für Zeitgenossen“ wieder, die eine Reflexion über Verlust und Identität darstellt.
Nach über zwanzig Jahren in New York entschied sich Kaléko, 1959 nach Europa zurückzukehren und verbrachte mehrere Jahre in Israel, wo sie jedoch das Gefühl hatte, nie ganz zu Hause zu sein. Schließlich zog sie in die Schweiz und ließ sich in Zürich nieder. Kalékos schriftstellerische Karriere erlebte in den 1970er Jahren eine Renaissance, obwohl gesundheitliche Probleme und der Tod ihres Sohnes 1968 sowie ihres Mannes einen tiefen Schatten über ihr Leben warfen.
Ein bleibendes Erbe
Mascha Kaléko starb am 21. Januar 1975 in Zürich, wo sie auf dem Israelitischen Friedhof Friesenberg beigesetzt wurde. Auf ihrem Grabstein steht schlicht „Dichterin“. Ihre Gedichte spiegeln nicht nur persönliche und gesellschaftliche Themen wider, sondern thematisieren auch universelle Fragen wie Liebe, Verlust, Sehnsucht und Identität. Ihre posthum veröffentlichten Werke, darunter „Sei klug und halte dich an Wunder“ und „Mein Lied geht weiter“, belegen, dass ihre Stimme in der Literatur weiterhin von Bedeutung ist.
Ein Aspekt, der Kalékos Poesie auszeichnet, ist ihr Blick auf das Alltagsleben der „kleinen Leute“. Sie schuf eine Brücke zwischen persönlichen Erlebnissen und gesellschaftlichen Herausforderungen, was ihre Werke auch heute noch relevant macht im Diskurs über kulturelles Erbe, Migration und Identität. [Lesering] betont, dass Kalékos literarisches Erbe nicht nur ein Spiegelbild ihrer Zeit ist, sondern auch eine tiefere Verbindung zu den universellen menschlichen Erfahrungen herstellt.