
In der Nacht zum Donnerstag wurde die Feuerwehr Schrobenhausen gleich zweimal zum Kreishallenbad alarmiert. Grund für die Einsätze war ein Chlorgasaustritt, der durch die Warnanlage des Bades signalisiert wurde. Umgehend rückten insgesamt etwa 60 Einsatzkräfte aus, um der Gefahrenlage Herr zu werden und sicherzustellen, dass die Situation unter Kontrolle gebracht wird.
In der ersten Alarmierung, die um 22.53 Uhr erfolgte, trugen zwei Einsatzkräfte Chemikalienschutzanzüge, um den betroffenen Gasaustand zu betreten. Dort wurde eine Undichtigkeit an einer Chlorgasflasche festgestellt. Diese Flasche wurde sicher ins Freie gebracht und dort dicht verschlossen. Anschließend wurde der Raum belüftet, um die Konzentration des Chlorgases zu mindern. Nach den ersten Maßnahmen mussten die Schutzanzugträger dekontaminiert werden, um Gesundheitsschäden durch mögliche Rückstände zu vermeiden.
Technischer Defekt als Ursache
Um 0.49 Uhr am Donnerstag kam es zu einem zweiten Alarm, bei dem nochmals etwa 25 Freiwillige im Einsatz waren. In diesem Einsatz wurden alle verbliebenen Chlorgasflaschen aus dem Raum gebracht und ebenfalls sicher verschlossen. Mathilde Hagl, die Chefin der Landkreisbetriebe, bestätigte einen technischen Defekt als mögliche Ursache für den Gasaustritt. Dies ist besonders relevant, da in Deutschland rund 6.700 Hallen- und Freibäder existieren, die regelmäßig mit Chlorgas desinfiziert werden.
Der Schaden an der Anlage selbst kann aktuell noch nicht beziffert werden. Wichtig ist, dass das Kreishallenbad bis auf Weiteres geschlossen bleibt, um die erforderlichen Prüfungen und Instandsetzungsarbeiten durchzuführen. Der Badebetrieb kann erst wieder aufgenommen werden, nachdem das Bad ordnungsgemäß in Betrieb genommen wurde.
Die Gefahren des Chlors
Chlorgas wird nicht nur zur Desinfektion von Schwimmbadwasser eingesetzt, sondern birgt auch erhebliche Risiken. In der Vergangenheit kam es bei unsachgemäßer Handhabung zu mehreren Unfällen, bei denen mehr als 50% der Vorfälle Verletzte zur Folge hatten. Zwischen 2010 und 2016 wurden in Deutschland 187 Chlorgas-Freisetzungen registriert. Vorfälle, bei denen junge Auszubildende ohne geeignete persönliche Schutzausrüstung involviert waren, illustrieren die Wichtigkeit von Schulungen und strikten Arbeitsvorschriften.
Das Risiko, das von Chlorgas ausgeht, ist nicht zu unterschätzen. Es wird im Global Harmonisierten System (GHS) mit verschiedenen H-Sätzen wie H330 (Lebensgefahr bei Einatmen) und H319 (schwere Augenreizungen) klassifiziert. Historisch gesehen wurde Chlorgas sogar im Ersten Weltkrieg als chemischer Kampfstoff genutzt.
Um zukünftige Vorfälle zu verhindern, könnten Maßnahmen wie die Einführung von Restdrucksicherungen in den Chloranlagen oder die Umstellung auf ein weniger gefährliches Desinfektionsverfahren wie die Elektrolyse sinnvoll sein. Diese technischen Verbesserungen würden nicht nur die Sicherheit erhöhen, sondern auch das Vertrauen der Badegäste in die Hygiene- und Sicherheitsstandards der Schwimmbäder stärken.
Die Feuerwehr übergab die Anlage in der Nacht an den Bademeister, der nun die Verantwortung für die weitere Vorgehensweise trägt. Während es glücklicherweise zu keiner Gefährdung für Anwohner kam, bleibt die Situation für die Verantwortlichen vor Ort eine Mahnung zur ständigen Wachsamkeit im Umgang mit gefährlichen Stoffen.