
Im Schatten der politischen Auseinandersetzungen über Reproduktionsrechte hat Wyoming kürzlich einen Meilenstein in der Abtreibungsgesetzgebung erreicht. Am 26. Januar 2025 eröffnete Julie Burkhart die Wellspring-Abtreibungsklinik in Casper. Diese Klinik ist die erste vollwertige Abtreibungseinrichtung des Bundesstaates seit Jahren. Burkhart, die zuvor in der Klinik von George Tiller in Wichita, Kansas, arbeitete, hat eine bemerkenswerte Karriere im Kampf für Abtreibungsrechte aufgebaut. Nach Tillers tragischem Tod im Jahr 2009 gründete sie die Organisation Trust Women und eröffnete 2013 eine Klinik in Wichita gefolgt von einer weiteren in Oklahoma City im Jahr 2016.
Die Gründung der Wellspring-Klinik kam zu einem kritischen Zeitpunkt. Wyoming verfügte nur über eine Klinik, die medikamentöse Abtreibungen bis zur zehnten Woche durchführte. Das Angebot sollte eine erhebliche Versorgungslücke schließen, besonders für Patientinnen aus benachbarten Bundesstaaten wie South Dakota und Nebraska. Die Herausforderung war groß, zumal im März 2022 das umfassende Abtreibungsverbot (Trigger Law) verabschiedet wurde, das die Abtreibung im Bundesstaat nahezu unmöglich machte.
Juristische Auseinandersetzungen und Erfolge
Die Juristin Melissa Owens vom Teton County District Court hat entscheidend zur Verbesserung der Situation beigetragen. Ein Gericht entschied kürzlich, dass das umfassende Abtreibungsverbot sowie das Verbot der Verwendung von Medikamenten zur Beendigung einer Schwangerschaft aufgehoben werden. Owens stellte klar, dass die Verbote gegen die Rechte von Frauen unter der Staatsverfassung verstoßen, und dass die Abtreibungsverbote das grundlegende Recht der Frauen auf Gesundheitsentscheidungen verletzen.
Die Entscheidung wird von Befürwortern der Abtreibungsrechte als weiterer Sieg gefeiert, insbesondere nach den erfolgreichen Abstimmungen in sieben Bundesstaaten, die den Zugang zu Abtreibungen unterstützen. Abtreibungen werden in der Wellspring-Klinik einmal wöchentlich durchgeführt, wobei zwischen 5 und 30 Eingriffen pro Woche erwartet werden. Bisher benötigten etwa 90% der Patientinnen finanzielle Unterstützung durch Abtreibungsfonds, was die dringend notwendige Hilfe in einem von Einschränkungen gekennzeichneten Umfeld unterstreicht.
Herausforderungen und Zukunftsausblick
Die politische Landschaft bleibt jedoch angespannt. Burkhart äußert Bedenken bezüglich möglicher zukünftiger Einschränkungen, besonders unter einer möglichen Rückkehr von Donald Trump im Amt des Präsidenten. Um sich auf kommende Herausforderungen vorzubereiten, plant Burkhart, einen Vorrat an Abtreibungspillen zu sichern und sich gegen neue Einschränkungen zu mobilisieren.
Die Diskussion um das Abtreibungsrecht in den USA ist nicht neu. Das wegweisende Urteil „Roe v. Wade“ am 22. Januar 1973 hatte Frauen das Recht zugesichert, selbst über ihre Schwangerschaft zu entscheiden. Durch das Urteil wurden Abtreibungen legal bis zur Lebensfähigkeit des Fötus, was zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche erreicht wird. Doch die Erleichterung, die dieses Urteil brachte, wurde mit der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs am 24. Juni 2022, das landesweite Recht auf Abtreibung aufzuheben, stark erschüttert.
Die Situation hat sich drastisch verändert; in den folgenden Monaten haben viele Bundesstaaten ihre Abtreibungsgesetze verschärft. Insgesamt haben 13 Bundesstaaten Abtreibungen weitgehend verboten, während andere versuchen, strikte Fristen einzuführen. Dennoch gibt es auch Fortschritte: Abtreibungsrechte wurden in mehreren Bundesstaaten durch Abstimmungen unterstützt und gefestigt.
Die Wellspring-Klinik und die fortwährenden rechtlichen Kämpfe in Wyoming stehen symbolisch für die Herausforderungen und den Kampf um die Abtreibungsrechte in den Vereinigten Staaten. Der Ausgang dieser Auseinandersetzungen wird von vielen genau verfolgt, da er nicht nur das Schicksal der Frauen in Wyoming, sondern auch das Gesamtbild der Abtreibungsrechte in ganz Amerika beeinflussen könnte.
Für weitere Informationen besuchen Sie: Freitag, NPR, und bpb.de.