
Am 27. und 28. April 1945 erlebte Landsberg am Lech einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte, als amerikanische Truppen die Stadt einnahmen und den Lech überschritten, um in Richtung München vorzurücken. Dies geschah nach intensiven Kämpfen und einer angespannten Situation, die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs ihren Höhepunkt fand. Der 2. Vorsitzende des Historischen Vereins Landsberg, Oberstleutnant a.D. Gerhard Roletscheck, hielt in diesem Zusammenhang einen Vortrag über die letzten Kriegstage in der Stadt, der im kommenden April im Aufsatzformat in den Landsberger Geschichtsblättern 2025 erscheinen wird, wie Merkur berichtet.
Vor dem Eintreffen der amerikanischen Soldaten gab es geheime Besprechungen zur kampflosen Übergabe Landsbergs. Bürgermeister Dr. Karl Linn und Polizeichef Max Fellner waren zentrale Akteure in diesen Verhandlungen. Gleichzeitig bereitete sich die NSDAP, unterstützt von der Wehrmacht, auf die Verteidigung der Stadt vor. Panzerhindernisse wurden errichtet, und die Flakgeschütze am Lechhochufer wurden in Stellung gebracht, während ostwärts zurückströmende Wehrmachtssoldaten zum Dienst herangezogen wurden.
Die Kämpfe um Landsberg
Am Morgen des 27. April 1945 wurde die Karolinenbrücke um 9 Uhr durch deutsche Pionier-Sprengkommandos gesprengt, gefolgt von der Zerstörung der Sandauer Brücke zwanzig Minuten später. In der Stadt selbst wurden US-Panzer gegen 11 Uhr beim Vorstoß an der Post beschossen, was die Kämpfe in der Altstadt weiter entfachte. Bürgermeister Linn versuchte, den Kampfkommandanten zur Aufgabe zu überreden, doch die Situation eskalierte.
Während der Gefechte starben 31 deutsche Soldaten und drei Zivilisten, während vier Personen sich das Leben nahmen. Gegen Mittag besetzten die amerikanischen Truppen den Westen Landsbergs und übernahmen auch das Gefängnis. Gegen 6 Uhr morgens am 28. April überquerten die US-Truppen schließlich den Lech bei Pitzling und betraten die Stadt durch das Klösterl, wo man weiße Fahnen aus den Fenstern hängen sah – ein Zeichen der Kapitulation. Die Stadt war zu diesem Zeitpunkt nahezu leer, da die deutsche Armee und Polizei sich zurückgezogen hatten.
In den letzten Kriegstagen waren in Landsberg und Kaufering etwa 10.000 Häftlinge in KZ-Außenlagern interniert. Zwischen dem 23. und 27. April wurden viele Häftlinge in Richtung Dachau evakuiert, was die amerikanischen Truppen beim Vorrücken zu Gesicht bekamen. Die US-Soldaten waren erschüttert von den Zuständen in den Konzentrationslagern und den Leichensäcken, die sie dort fanden. Der Befreiungsakt fand am 29. April 1945 statt, als die US-Truppen die KZ-Lager Kaufering IV, III, I und VII entdeckten, wobei über 6.500 der bis zu 23.500 Häftlinge in den umliegenden Lagern um Landsberg und Kaufering bereits gestorben waren, wie die Landsberger Stadtgeschichte festhält.
Erinnerung und Gedenken
Die Befreiung der Konzentrationslager durch die Alliierten, die in den Jahren 1944/1945 stattfand, ist ein elementarer Bestandteil des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Historische Daten zu diesen Befreiungen können auf Wikipedia nachgelesen werden. Die Gräueltaten, die dort geschehen sind, führten dazu, dass nur wenige Häftlinge überlebten, während zehntausende ermordet wurden. Seit 2005 erinnert der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, der auf den 27. Januar datiert wurde.
In den nächsten Monaten und Jahren wird das Gedenken an die Ereignisse von 1945 in Landsberg weiterhin zentral bleiben, während die Stadt und ihre Bürger die Lektionen aus dieser düsteren Geschichte reflektieren und die Opfer nie vergessen werden.