
Am 29. Januar 2025 wurde im Kaufbeurer Stadtmuseum die Sonderausstellung „Gedächtnisfinsternis – Eine künstlerische Spurensuche von Cornelia Renz“ eröffnet. Diese Ausstellung, die bis zum 28. April 2025 zu sehen sein wird, stellt den zweiten Teil der Reihe „Massenverbrechen Zwangsarbeit“ dar. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, ein Bewusstsein für die 4.205 NS-Zwangsarbeitsopfer zu schaffen, die in Kaufbeuren zu leiden hatten, darunter auch 584, die nicht überlebten. Laut Merkur ergänzen die künstlerischen Arbeiten die wissenschaftlich-historische Aufarbeitung der Zwangsarbeit in Kaufbeurer Unternehmen, hier insbesondere der Dynamit AG.
Die Eröffnung wurde von Oberbürgermeister Stefan Bosse feierlich begleitet, der viele Gäste begrüßte, darunter Bürgermeisterin Dr. Erika Rössler und die Kulturbeauftragte Julia von Stillfried. Museumsleiterin Petra Weber lud Cornelia Renz und Dr. Axel Lapp, Leiter der Mewo Kunsthalle in Memmingen, zu einem Podiumsgespräch ein. Dr. Thomas Steck, Stadtarchivar von Kempten, hob die Bedeutung der Erinnerungskultur hervor und betonte die dringende Notwendigkeit, die Namen der Opfer sichtbar zu machen.
Künstlerische Auseinandersetzung mit der Geschichte
Die Künstlerin Cornelia Renz, die in Kaufbeuren aufgewachsen ist, hat sich intensiv mit historischen Quellen zur Zwangsarbeit auseinandergesetzt. In ihren Installationen verarbeitet sie diese Geschichten und spricht damit den Betrachter direkt an. Ihre zentrale Arbeit „Who was known for his good Name“ thematisiert die Opfer des KZ-Außenlagers Riederloh II und regt die Besucher zur aktiven Auseinandersetzung mit dieser dunklen Geschichte an.
Zusätzlich sind in der Ausstellung auch Video- und Fotoarbeiten von jüdischen und palästinensischen Künstlern zu sehen. Die musikalische Umrahmung der Vernissage wurde von der jungen Violinistin Floriane Haslach gestaltet, was zur stimmungsvollen Atmosphäre beitrug. Diese multidimensionale Herangehensweise fügt sich in die aktuelle Diskussion über die Erinnerungskultur ein, die herausfordernde Themen angesichts eines Wandels in den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen umfasst, wie Haus des Erinnerns thematisiert.
Die Wichtigkeit der Erinnerungskultur
Die Ausstellung stößt auf eine dringende Thematik: Das Bewusstsein für NS-Verbrechen muss wachgehalten werden, vor allem in einer Gesellschaft, die zunehmend herausgefordert wird durch Radikalisierung und den Verlust von Zeitzeug*innen. Reflexionen über aktuelle Debatten zur Erinnerungskultur und die Aufgaben, die sich in einer multikulturellen Gesellschaft stellen, zeigen die Notwendigkeit, solche Projekte zu unterstützen.
Laut dem Stadtmuseum Kaufbeuren bietet die Ausstellung ein wichtiges Forum, nicht nur historische Informationen bereitzustellen, sondern auch einen Raum für künstlerische und persönliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, die in der heutigen Zeit wichtiger denn je ist.