
Am 29. Januar 2025 fand in Haßfurt eine bedeutende Holocaust-Gedenkveranstaltung unter der Organisation der „Omas gegen Rechts“ statt. Diese Versammlung ist Teil der Veranstaltungen zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, der in Deutschland jährlich am 27. Januar begangen wird. An diesem Datum wird der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahr 1945 gedacht, wo über eine Million Menschen ihr Leben verloren haben. Rund 100 Teilnehmer versammelten sich am Holocaust-Denkmal in der Promenade, bevor sie zur ehemaligen Güterhalle am Bahnhof zogen.
Die Veranstaltung wurde jedoch durch einen AfD-Anhänger gestört, der versuchte, mit Zwischenrufen zu intervenieren. Die Teilnehmer der Versammlung ließen sich davon jedoch nicht beirren und schafften es, den Störer zum Verstummen zu bringen. Marie Hau von den „Omas gegen Rechts“ zitierte in ihrer Ansprache aus einer Recherche von Cordula Kappner über das Schicksal der Juden im Landkreis. Dies verdeutlichte die persönlichen und lokalen Dimensionen der Verfolgung im Nationalsozialismus.
Erinnerung an die Verfolgung
Besonderes Augenmerk erhielt die Tatsache, dass 43 jüdische Bürger damals 80 Reichsmark für ihre eigene Verschleppung zahlen mussten. Kim Davey, Mitglied des Vereins Stolpersteine Haßberge, sprach eindringlich über die unvorstellbaren Erfahrungen der Deportation und das damit verbundene Gefühl der Angst und Erniedrigung. Alex Klubertanz, der Vorsitzende von Stolpersteine, berichtete von Überbelegungen in Zügen, die mit durchschnittlich 1.000 Personen gefüllt waren, während die Waggons ursprünglich nur für 15 Pferde zugelassen waren.
Der ehemalige SPD-Gemeinderat Paul Hümmer erinnerte daran, dass politische Gegner der NSDAP bereits kurz nach deren Machtergreifung in Konzentrationslager gebracht wurden, und verdeutlichte damit die schnelle und brutale Repression, die die Nazis gegen alle kritischen Stimmen einsetzten.
Bundestag und internationale Gedenktage
Am 27. Januar, dem internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, fanden auch im Deutschen Bundestag Gedenkveranstaltungen statt. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eröffnete die Zeremonie, gefolgt von emotionalen Reden des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und des Holocaust-Überlebenden Roman Schwarzman, der 1936 in der Ukraine geboren wurde und das Ghetto Berschad überlebte. Schwarzman, der heute in Odessa lebt, engagiert sich aktiv für die jüdische Tradition und das Gedenken an die Verfolgung der Juden.
Im Rahmen dieser Gedenkveranstaltung betonte Kulturstaatsministerin Claudia Roth die Verantwortung Deutschlands, die Ukraine in ihrer aktuellen Lage zu unterstützen und für ein demokratisches Europa einzutreten. Die Bedeutung des Gedenkens zeigte sich auch an der Teilnahme einer deutschen Delegation in Oswiecim, zu der neben Steinmeier auch Bundeskanzler Olaf Scholz gehörte.
Herausforderungen der Erinnerungskultur
Die Erinnerungskultur in Deutschland sieht sich jedoch nicht nur feierlichen Gedenktagen gegenüber, sondern auch einer Vielzahl von Herausforderungen. Antisemitische Übergriffe sind seit dem 7. Oktober 2023 angestiegen, was mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel in Verbindung gebracht wird. Jens Christian Wagner, Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, berichtete von Bedrohungen durch rechtsextreme Gruppen, während Veronika Hager von der Stiftung EVZ Vandalismus und Holocaustleugnung an Gedenkstätten anprangerte.
Einige politische Äußerungen von AfD-Politikern zeigen eine bedenkliche Verschiebung in der gesellschaftlichen Diskussion über den Nationalsozialismus. Michel Friedman kritisiert die gegenwärtige Erinnerungskultur als zu ritualisiert und fordert eine stärkere Berücksichtigung der Verantwortung gegenüber heutigen jüdischen Gemeinschaften.
Angesichts der Komplexität und der Herausforderungen ist die Auseinandersetzung mit der Erinnerungskultur sowohl notwendig als auch kontrovers. Diese Debatten sind, neben der Aufarbeitung des Nationalsozialismus, essentiell für eine zukunftsorientierte Gesellschaft.
Bundespräsident Steinmeier und die Bundestagsabgeordneten betonten in ihren Reden, dass die Lehren aus der Geschichte nicht nur Teil der Erinnerungskultur sein müssen, sondern auch in die Gestaltung der heutigen Gesellschaft einfließen sollten, um ein demokratisches und respektvolles Zusammenleben zu fördern.
Für weitere Informationen über die Gedenkveranstaltungen und die damit verbundenen Themen siehe Mainpost, ZDF und DW.