
Am 27. Februar 2025 hat die Biogasanlage am Schönblick in Grafing einen entscheidenden Schritt in Richtung Erhöhung ihrer Produktionskapazität unternommen. Betreiber der Anlage, die Bioenergie Grafing AG, hat erfolgreich einen Antrag auf eine Erhöhung von 2,3 Millionen auf 3,4 Millionen Normkubikmeter Biogas pro Jahr beim Landratsamt Ebersberg eingereicht. Dieses Vorhaben folgt auf Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Biogasanlagen in der Energiekrise als privilegierte Bauvorhaben einstufen. Diese Regelungen bieten der Betreiberfirma die Chance, ihre Produktion bis zum Ende des Jahres 2024 zu steigern, was als eine bedeutende Entwicklung für die Region angesehen wird, die zu einer gesteigerten Energieproduktion führen könnte, wie Merkur berichtet.
Die Entscheidung zur Produktionssteigerung war jedoch nicht unumstritten. Anwohner hatten von Beginn an Bedenken hinsichtlich der Geruchsbelästigung geäußert, die durch die Biogasanlage hervorgerufen wurde. Diese Sorgen führten zu Bürgerprotesten, die schließlich die Intervention des damaligen bayerischen Umweltministers Marcel Huber nach sich zogen. Der Bauausschuss gab letztlich jedoch sein Einverständnis zur Erhöhung der Produktionskapazität, da keine neuen negativen Auswirkungen auf die Nachbarschaft festgestellt werden konnten, insbesondere in Bezug auf Geruchsbelästigung und Verkehr.
Herausforderungen in der Biogasbranche
Während die Grafinger Biogasanlage ihre Kapazitäten ausbaut, steht die gesamte Biogasbranche vor massiven Herausforderungen. In den letzten zwei Jahren gab es zwei große Insolvenzen, die das Vertrauen von Landwirten und Stadtwerken erschüttert haben. Die Insolvenz des größten deutschen Biomethanhändlers, bmp greengas GmbH, im Herbst 2023 stellte die Versorgung vieler Biogasanlagen in Frage. Diese Firma war ein wichtiger Akteur im Markt und gehörte zum EnBW-Konzern. Nach der Insolvenz übernahm der Leipziger Gashändler VNG Handel bmp greengas, jedoch blieben die Unsicherheiten in der Branche bestehen, wie Journalistenwatch berichtet.
Zusätzlich zu den Insolvenzen ist die Branche durch hohe Kreditraten belastet, die die finanziellen Umstände vieler Anlagenbetreiber verschärfen. Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) schätzte den Gesamtschaden durch die Insolvenzen auf eine dreistellige Millionensumme, was die Investitionsfähigkeit vieler Stadtwerke beeinträchtigt. Besonders besorgniserregend ist, dass große Unternehmen wie Landwärme, die zuletzt rund 40 Prozent des Marktes kontrollierten, ihre Stellung verloren haben, was zu einer zunehmenden Marktinstabilität führt.
Zukunftsaussichten
Trotz dieser Schwierigkeiten signalisiert VNG Optimismus und hat sich zum Ziel gesetzt, das Vertrauen im Markt wiederherzustellen. Es wird jedoch betont, dass die Abhängigkeit von wenigen großen Akteuren nach wie vor besteht. Experten fordern mehr Transparenz und eine breitere Marktaufstellung, um zukünftige Krisen zu vermeiden, da die Branche mit weiteren grundlegenden Herausforderungen konfrontiert ist.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Biogasanlage am Schönblick sowohl eine Musterlösung in der Optimierung der Biogasproduktion darstellt als auch im Kontext einer von Unsicherheit geprägten Branche agiert. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich die gesetzlich geförderte Diversifizierung auf die Stabilität in der Biogaswirtschaft auswirkt.