
Der Simbacher Arbeiter-Krankenunterstützungsverein hat nach 125 Jahren Geschichte seine Auflösung beschlossen. Statt eines jubilierenden Festes fand eine Versammlung im Gasthaus Wiese statt, die unter der Leitung von Bürgermeister Herbert Sporrer stand. Die Mitglieder hatten klar ausgedrückt, dass sie den ursprünglichen Vereinszweck für „nicht mehr zeitgemäß“ hielten. Dies war nicht überraschend, da die Aktivitäten des Vereins bereits seit mehreren Jahren ruhten und lediglich Schriftführer Harald Eisermann in der Vorstandschaft verblieben war.
Ein Wunsch zur Auflösung war immer wieder geäußert worden, und vor der Corona-Pandemie hatte es bereits einen Anlauf gegeben, der jedoch gescheitert war. Bei der beschlussfassenden Versammlung war die Resonanz groß, aber es blieben nur zwei Stimmen für die Fortführung. Die Satzung, die seit dem 1. Januar 1987 gültig ist, sah ursprünglich vor, finanzielle Unterstützung in Krankheitsfällen oder im Sterbefall zu gewähren.
Abschied von alten Werten
Der Verein erlaubte es ursprünglich jedem gesunden Mann im Alter von 18 bis 50 Jahren, Mitglied zu werden. Doch die heutige Gesellschaft hat sich weiterentwickelt, und die Bedürfnisse haben sich verändert. Lediglich 25 Prozent der erschienenen Mitglieder waren notwendig, um die Auflösung zu beschließen. Die Entscheidung fiel auch nicht leicht, da das Vermögen des Vereins nicht unerheblich war.
In der Versammlung einigten sich die Anwesenden darauf, das Vereinsvermögen, das sie für einen sozialen Zweck zur Verfügung stellen wollten, zu verwenden. So gingen 50 Prozent des Vermögens an das Soziale Familienwerk, während die restlichen 50 Prozent je zur Hälfte an den Kindergarten „Haus der kleinen Füße“ und die Grundschule Simbach verteilt werden sollen. Die Vereinsfahne und die Unterlagen sollen zur Aufbewahrung im Rathaus eingelagert werden.
Breitere Kontextualisierung von Vereinsauflösungen
Die Auflösung des Simbacher Vereins reiht sich in eine breitere Entwicklung in der Vereinslandschaft Deutschlands ein. Studien zeigen, dass die Zahl der Vereinsauflösungen steigt, trotz der wichtigen Rolle, die Vereine in der Zivilgesellschaft spielen. Hauptursachen für diese Entwicklungen sind oft der Mangel an Mitgliedern und die geringe Bereitschaft, ehrenamtliche Funktionen zu übernehmen. Externe Faktoren wie der zunehmende bürokratische Aufwand machen es noch schwieriger, Vereine aufrechtzuerhalten.
Die Entwicklungen im Simbacher Arbeiter-Krankenunterstützungsverein spiegeln diese Trends wider, wobei der Rückgang der Mitgliederzahlen und die fortdauernde Abnahme der Vereinsaktivitäten sich nachteilig auf die Existenzberechtigung des Vereins auswirkten.