
Am 23. Januar 2025 warnte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder eindringlich vor dem stetig wachsenden Antisemitismus. In seiner Rede erinnerte er an die Lehren aus der Weimarer Republik und betonte die Dringlichkeit des Gedenkens und Erinnerns. „Wir haben das Versprechen, nie wieder zu brechen“, sagte Söder und hob die Bedeutung hervor, sich aktiv gegen antisemitische Tendenzen zu stellen. Er sprach seine bewundernde Anerkennung für die Nachkommen der Opfer des Nationalsozialismus aus, die in der heutigen Gesellschaft leben und forderte ein entschlossenes Handeln gegen jede Form der Diskriminierung.
Besonders betonte Söder, dass die Erfahrungen der Weimarer Republik kein einmaliges Ereignis waren, sondern eine Entwicklung, die uns immer noch beschäftigt. In diesem Kontext sah er in jedem Rückschritt in Bezug auf Toleranz und Menschlichkeit ein Zeichen von Schwäche, das nicht akzeptiert werden dürfe. Seine Worte wurden vor dem Hintergrund einer Geschichte geäußert, die von massiven antisemitischen Strömungen geprägt ist, wie sie in der Weimarer Republik zu beobachten waren.
Antisemitismus in der Weimarer Republik
Antisemitismus war während der Weimarer Republik allgegenwärtig und wurde von Regierungsseite nicht ausreichend bekämpft. Zahlreiche antisemitische Publikationen, darunter mehrere hundert Zeitungen und Broschüren, verbreiteten judenfeindliche Ideologien. Der „Stürmer“, gegründet 1923 von Julius Streicher, war ein besonders einflussreiches Hetzblatt, das durch Skandalgeschichten hohe Auflagen erreichte. Vergewaltigungen und andere Verbrechen wurden häufig Juden angelastet, und die Gesellschaft war geprägt von einem starken Antisemitismus, der sogar Gewalt rechtfertigte. Geiselnahmen jüdischer Bürger, wie während des Hitlerputsches am 8./9. November 1923 in München oder beim Scheunenviertel-Pogrom in Berlin, verdeutlichten die brutalen Vorfälle.
Wie das DHM berichtete, blieben jüdische Organisationen oft auf sich allein gestellt im Kampf gegen diese Ängste. Der „Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ forderte rechtliche Ahndungen antisemitischer Vorfälle, jedoch war der Antisemitismus an sich juristisch nicht strafbar. Viele öffentlichen Stellen, Universitäten und Organisationen diskriminierten aktiv Juden, teils sogar durch sogenannte „Judenparagraphen“.
Gesellschaftliche Auswirkungen und Radikalisierung
Die radikalisierte Form des Antisemitismus nach dem Ersten Weltkrieg führte zu gesellschaftlicher Ausgrenzung, Misshandlungen, Boykottkampagnen sowie zu Friedhofs- und Synagogenschändungen. Bis 1932 gab es fast 200 Fälle von solchen Schändungen, oft von strafunmündigen Jugendlichen ausgeführt. Diese Vorfälle wurden von den Opfern und der Gesellschaft als besonders provokant angesehen, wie das Historische Lexikon Bayerns ausführlich darstellt.
Außerdem erlebten jüdische Künstler und Intellektuelle wie Lion Feuchtwanger und Kurt Tucholsky eine zunehmende Ablehnung und wurden als „zersetzender Intellektualismus“ verunglimpft. Zudem forderten rechtsextreme Gruppen verstärkt die „Entfernung“ der Juden aus der Gesellschaft, eine Forderung, die schließlich in den Nürnberger Gesetzen von 1935 ihren rechtlichen Ausdruck fand.
Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und das Gedenken sind entscheidend, um aus den Fehlern der Geschichte zu lernen. In diesem Sinne fordert Söder, dass wir die Verantwortung übernehmen und dem Antisemitismus entschieden entgegentreten, um zu verhindern, dass sich die dunklen Kapitel der deutschen Geschichte wiederholen.