
Charlotte Knobloch, die Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, äußert erhebliche Besorgnis über die wachsende politische Einflussnahme der Alternative für Deutschland (AfD). Anlässlich des bevorstehenden Holocaust-Gedenktags am 27. Januar, der an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 80 Jahren erinnert, spricht sie über die Gefahren, die von der AfD ausgehen könnten. Sie vergleicht die Partei mit der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) und verdeutlicht, dass sie sich nicht vorstellen kann, dass die AfD Regierungsverantwortung übernehmen könnte.
Die 92-jährige Holocaust-Überlebende berichtet von der neuen Intensität des Judenhasses, der über den herkömmlichen Antisemitismus hinausgeht, und betont, dass dieser gewalttätige Antisemitismus nicht mehr nur in Deutschland, sondern weltweit zu beobachten ist. Nach ihren Beobachtungen sind jüdische Menschen, insbesondere in Israel, häufig Ziel von Anfeindungen, was ihr große Sorgen bereitet.
Wachsende Besorgnis über Antisemitismus
Knobloch betont, dass Antisemitismus in der populistischen und extremen Rechten oft in sich wandelnden Formen auftritt. In diesem Zusammenhang verweist sie auf ein Ausmaß von Gewalt und Diskriminierung, das sich in der Zerstörung jüdischer Grabstätten, Anschlägen auf jüdische Einrichtungen und sogar in Ermordungen jüdischer Menschen äußert. Diese gewaltsamen Taten sind oft von antisemitischen politischen Kampagnen und der Verbreitung feindlicher Stereotype begleitet.
Eine alarmierende Studie der Claims Conference zeigt, dass das Wissen über den Holocaust unter jungen Menschen in den USA und Europa abnimmt. In diesem Kontext nennt Knobloch einige erschreckende Statistiken: 12% der jungen Deutschen gaben an, nie von der Shoah gehört zu haben, und fast die Hälfte der Amerikaner wusste nicht einmal ein einziges Konzentrationslager zu benennen, das von den Nazis betrieben wurde. Diese mangelnde Bildung über die Geschichte des Holocaust ist ein besorgniserregendes Zeichen für die wachsende Ignoranz gegenüber Antisemitismus.
Die Erinnerung wachhalten
Knobloch selbst erlebte als Kind die Verfolgung durch die Gestapo und die damit verbundene Angst. Nach Kriegsende kehrte sie mit ihrem Vater nach München zurück und sah die Zerstörung der Stadt. Ihr Vater trug aktiv zum Wiederaufbau der Israelitischen Kultusgemeinde bei, die 1945 mit nur 60 bis 80 Mitgliedern begann. Trotz der Möglichkeit, in die USA auszuwandern, blieben sie in München. Diese persönliche Geschichte untermauert Knoblochs leidenschaftliches Engagement für die Wahrung der Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus.
Die AfD wird häufig kritisiert, darunter auch für die Reduktion des Antisemitismus auf islamistische Einflüsse und für die Verbreitung von Verschwörungstheorien, die Jüdinnen und Juden als Drahtzieher globaler Probleme darstellen. Diese narrative Strategie zur Diskreditierung führt zu einer weiteren Spaltung innerhalb der Gesellschaft und lässt keinen Raum für die eigentlichen Herausforderungen im Kampf gegen Antisemitismus.
Mit Blick auf die Zukunft hofft Knobloch, dass die AfD in Deutschland keine Regierungsverantwortung übernehmen kann, da dies einen Rückschritt in der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus und den Werten der Demokratie bedeuten würde. Angesichts der aktuellen Entwicklungen ist es umso wichtiger, die Lehren aus der Geschichte zu bewahren und die Stimmen von Überlebenden wie Charlotte Knobloch zu hören und zu respektieren.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden sich bei np-coburg.de, merkur.de und bpb.de.