
Am 24. Januar 2025 zieht Bayern Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) eine positive Bilanz fünf Jahre nach dem ersten bestätigten Corona-Fall in Deutschland. Dieser wurde am 27. Januar 2020 bei einem 33-jährigen Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto festgestellt, der an einem Firmenseminar mit einer chinesischen Kollegin teilgenommen hatte. Gerlach betont, dass aus der Corona-Pandemie wertvolle Lehren gezogen wurden und Bayern nun gut auf zukünftige Pandemien vorbereitet ist.
Sie nennt mehrere Maßnahmen, die in Bayern ergriffen wurden, um die Bevölkerung zu schützen und künftigen Herausforderungen besser zu begegnen. Dazu zählen ein effizientes Abwasser-Monitoring, die Einrichtung einer Taskforce am Landesamt für Gesundheit sowie die Schaffung eines bayerischen Pandemiezentrallagers für Schutzausrüstung. Besonders hervorzuheben ist, dass die Pandemie das Bewusstsein der Bürger für Hygiene- und Verhaltensempfehlungen geschärft hat.
Abwassermonitoring als Schlüsselressource
Im Kontext dieser Entwicklungen wird das Abwassermonitoring als ein zentraler Bestandteil der öffentlichen Gesundheit hervorgehoben. Vor der Corona-Pandemie wurden Abwässer bereits auf Chemikalien und Krankheitserreger untersucht. Während der Pandemie wurde die Überwachung jedoch erheblich ausgeweitet, um spezifisch COVID-19 und neue SARS-CoV-2-Varianten zu identifizieren. Länder haben ihre Laborkapazitäten vergrößert und Systeme zur automatischen Probenentnahme verbessert, um eine Vielzahl von Krankheitserregern wie Malaria und Typhus nachzuweisen. In Deutschland wurde beispielsweise Polioviren in Abwasserproben nachgewiesen, die von abgeschwächten Impfviren stammen und nicht vom Wildtyp sind.
Das Abwassermonitoring hat sich als wichtiges Frühwarnsystem etabliert, das Informationen über die Verbreitung von Grippeviren, RSV, Polioviren und Hepatitis A liefert. Diese Daten sind essenziell, um das Infektionsgeschehen in der Bevölkerung besser zu verstehen. Die Ergebnisse können mit anderen Datenquellen kombiniert werden, um beispielsweise Krankenhausaufenthalte vorherzusagen.
Forschung und Unterstützung durch den Bund
Ein bedeutendes Forschungsprojekt, das vom Bundesgesundheitsministerium unterstützt wird, ist „WBEready“, das auf die frühzeitige Erkennung von Viren und Krankheiten durch abwasserbasierte Epidemiologie (WBE) abzielt. Das Projekt kombiniert Expertisen aus Siedlungswasserwirtschaft, Datenwissenschaft, medizinischer Grundlagenforschung und Public Health. Federführend sind dabei die Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV), die umfangreiche Monitoringsysteme bereits in Nordrhein-Westfalen aufbauten.
Im Rahmen dieses Projektes wird an einem praxisorientierten Abwassermonitoring gearbeitet, das nicht nur zur Überwachung bekannter Erreger, sondern auch zur Entdeckung neuartiger oder veränderter Pathogene dient. Die universitätsmedizinische Forschung, beispielsweise an der RWTH Aachen, fördert die Entwicklung zeitgemäßer Analysemethoden, um die Datenanalyse und Gesundheitsüberwachung in der Bevölkerung weiter zu verbessern.
Gleichzeitig kritisiert der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die mangelnde Vorbereitung auf neue Pandemien. Er hebt insbesondere den schlechten Stand der Digitalisierung in Ämtern und fehlende Vorräte an notwendigen medizinischen Geräten hervor. Diese unterschiedlichen Standpunkte verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen die Gesundheitsbehörden weiterhin stehen und die Notwendigkeit, effektive Strategien zu entwickeln.