
Am 11. März 2025 fand ein aufschlussreicher Online-Vortrag mit dem Titel „Kompetentes Scheitern als Lern- und Begleitaufgabe in pädagogischen Kontexten“ statt. Tobias Rohde, Direktor des Fritz-Ernst-Schubert-Instituts für Persönlichkeitsentwicklung in Heidelberg, referierte in diesem Rahmen über die Bedeutung von Fehlern in Erziehung und Bildung. Die Veranstaltung wurde von Sarah Conrad, Koordinatorin für den Präventiven Kinder- und Jugendschutz im Landratsamt Berchtesgadener Land, organisiert und richtete sich an Fachkräfte, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, um deren Entwicklung und psychische Gesundheit zu fördern.
Rohde stellte klar, dass Fehler nicht nur unvermeidlich, sondern auch wertvolle Lerngelegenheiten sind. Er forderte Fachkräfte auf, Fehler aktiv in den Lernprozess zu integrieren. Insbesondere thematisierte er die Entstehung von Fehlerangst, die durch negative Zuschreibungen zu Fehlern bedingt ist. Diese Angst kann dazu führen, dass Lernende sich nicht trauen, Neues auszuprobieren und somit ihr persönliches Wachstum behindern.
Fehlerkultur als zentraler Aspekt der Pädagogik
Im Vortrag wurde auch der Begriff der Fehlerkultur erläutert. Rohde betonte, dass eine positive Fehlerkultur bedeutet, Fehler zu integrieren und offen darüber zu sprechen. Sie sollte kein Anlass zur Abwertung der Person sein, sondern vielmehr eine Gelegenheit, daraus zu lernen. Hierbei stellte er das Modell „Gewächshaus der Persönlichkeitsentwicklung“ vor, das vier zentrale Aspekte umfasst: Haltung, Grund, Ziel und Weg. An dieser Stelle ermutigte sich Rohde, die Idee des „besten Fehlers“ in Schulklassen zu fördern, um Fehler als Chancen zur Weiterentwicklung zu feiern.
Der Vortrag erhielt großen Zuspruch. Rohde hob hervor, dass Fehler eingestanden werden müssen, um resilienter zu werden. Insbesondere verwies er auf das Buch von Brené Brown, „Verletzlichkeit macht stark“, das besagt, dass Menschen, die ihre Fehler eingestehen, als vertrauenswürdig wahrgenommen werden und mental stärker sind. Die Veranstaltung verdeutlichte die Wichtigkeit einer positiven Fehlerkultur in den pädagogischen Kontexten, um Kinder und Jugendliche nachhaltig zu unterstützen.
Messung und Diagnose von Fehlerkultur
Um den Umgang mit Fehlern im Unterricht zu verbessern, wurde der Schülerfragebogen zur Fehlerkultur im Unterricht, auch bekannt als SchüFeKu, entwickelt. Dieser erfasst den Umgang mit Fehlern aus Sicht der Lernenden und Lehrenden. Der Fragebogen besteht aus zwei Subskalen für Lernende, die einerseits die Fehlerlernorientierung und anderseits die Fehlerangst analysiert. Diese Instrumente sind entscheidend, um die Fehlerkultur im Klassenzimmer zu diagnostizieren und Optimierungsmaßnahmen zu planen.
Ein elementarer Bestandteil des Fragebogens ist die Einschätzung der Fehlerfreundlichkeit der Lehrerinnen und Lehrer sowie die Transparenz der Normen im Unterricht. Solche Instrumente sind notwendig, um ein konstruktives Lernklima zu fördern, wie auch die ISQ betont.
Es braucht systematische Ansätze, um die Fehlerkultur nachhaltig in den Bildungsprozess zu integrieren. Die Veröffentlichung zur Fehlerkultur in Schulen hat gezeigt, dass der Umgang mit Fehlern entscheidend für die Lernkultur ist. Der Fokus liegt dabei auf den Erfahrungen der Lernenden und zeigt, dass eine positive Fehlerkultur nicht nur das Lernklima verbessert, sondern auch kreative Potenziale freisetzen kann. Die Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften thematisiert in ihren Beiträgen die dringend benötigte Forschung und Entwicklung effektiver Konzepte zur Fehlerkultur.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl der Vortrag von Tobias Rohde als auch die Erkenntnisse aus den wissenschaftlichen Studien zeigen, dass Fehler nicht nur unvermeidbar sind, sondern als wichtiges Element des Lernprozesses anerkannt werden müssen. Umso wichtiger ist es, Fachkräfte in der Bildung zu unterstützen, um eine positive und konstruktive Fehlerkultur zu etablieren.