
Im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen herrscht aktuell eine angespannte Personalsituation. Landrat Josef Niedermaier machte in einer Stellungnahme deutlich, dass aufgrund der bestehenden Haushaltslage keine neuen Stellen geschaffen werden. Dies führt zu einer sogenannten „Aufgabenflut“, die nicht vollständig erfüllt werden kann. Bestehende Stellen bleiben häufig unbesetzt, insbesondere in den Bereichen IT, Bauingenieurwesen und Sozialer Dienst. Derzeit sind 19 Vollzeitstellen vakant, während beispielsweise die Position des Schulkoordinators weiterhin unbesetzt ist.
Die Schwierigkeiten bei der Nachbesetzung liegen nicht im fehlenden Bedarf, sondern in den finanziellen Rahmenbedingungen. In den kommenden 15 Jahren wird zudem mit dem Ausscheiden von etwa 50% der Belegschaft gerechnet. Das Landratsamt musste im Jahr 2024 bereits 76 Stellenbesetzungsverfahren durchführen, ebenso ist eine zunehmende Fluktuation spürbar, insbesondere im IT- und Ingenieurbereich. Wenig konkurrenzfähige Gehälter im Vergleich zur freien Wirtschaft tragen zur Problematik bei, was auch die Rekrutierung von Sozialpädagogen betrifft.
Neue Maßnahmen zur Personalbindung
Um den Herausforderungen entgegenzuwirken, hat der Kreisausschuss einstimmig für die Einführung einer Arbeitsmarktzulage für bestehendes und neu einzustellendes Personal in den drei betroffenen Bereichen gestimmt. Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung beträgt die Arbeitsmarktzulage maximal 30% des tariflich zulässigen Betrags, was konkret bedeutet, dass IT-Fachkräfte bis zu 246,56 Euro, Bauingenieure bis zu 264,62 Euro und Fachkräfte im Sozialen Dienst bis zu 251,49 Euro monatlich erhalten können. Die Zulage ist auf drei Jahre befristet und kann widerrufen werden.
Das Gesamtvolumen der Arbeitsmarktzulagen beläuft sich auf etwa 216.000 Euro jährlich und ist im Personalkostenbudget von rund 26,6 Millionen Euro für 2025 eingeplant. Diese Maßnahme soll sowohl die Bindung qualifizierter Fachkräfte stärken als auch die Attraktivität des Landratsamts als Arbeitgeber erhöhen. Die Regelung zur Arbeitsmarktzulage ist nicht nur für neu eingestellte Beschäftigte, sondern auch für bereits im Arbeitsverhältnis stehende Mitarbeiter von Bedeutung, die gegebenenfalls in höhere Vergütungsstufen eingeordnet werden können.
Schwierigkeiten angesichts des Fachkräftemangels
Die Haufe-Plattform weist darauf hin, dass Bewerber ohne einschlägige Berufserfahrung keinen Anspruch auf tarifliche Ermessensspielräume haben. Dadurch wird die Gewinnung von qualifizierten externen Bewerbern zusätzlich erschwert. So fordern potenzielle Kandidaten attraktivere Einstiegskonditionen, wozu auch übertarifliche Arbeitsmarktzulagen zählen könnten.
Aktuell gibt es einen engen Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte. Dies betrifft besonders die Berufe im Sozialbereich, wo viele Fachkräfte besser bezahlte und weniger fordernde Beschäftigungen in der freien Wirtschaft finden. Aus diesem Grund hat das Landratsamt Kontakt zur Katholischen Stiftungshochschule in Benediktbeuern aufgenommen, um duale Studienplätze im Fach Sozialpädagogik anzubieten. Diese Maßnahmen sollen nicht nur dabei helfen, die offenen Stellen zu besetzen, sondern auch langfristige Bindungen an den Arbeitgeber fördern.