Bad Tölz-Wolfratshausen

Ester Müncz: Ein Spiel über Erinnerungen aus dem DP-Camp Föhrenwald

Im Mittelpunkt einer bemerkenswerten Initiative steht das Spiel „Esters Welt“, das von Christiana Biron ins Leben gerufen wurde. Die Karten des Spiels sind eine Hommage an Ester Müncz, die im DP-Camp Föhrenwald ihre Kindheit verbrachte. Ester, die heute 75 Jahre alt ist, kam im Alter von nur drei Jahren mit ihren Eltern nach Föhrenwald. Nach dem Überleben der Shoa waren ihre Eltern stark traumatisiert und gesundheitlich angeschlagen. Die bitteren Erinnerungen an ihre frühen Jahre haben Ester nie verlassen, dennoch hat sie einen bemerkenswert positiven Lebensweg eingeschlagen und wurde Kindergärtnerin.

„Esters Welt“ umfasst 40 künstlerisch gestaltete Karten, die verschiedene Aspekte des jüdischen Lebens und kulturelle Traditionen beleuchten. Die Karten enthalten Zeichnungen und Erläuterungen zu wichtigen Begriffen wie „Yom Kippur“, „Synagoge“, „Kibbuz“ und „Pessah“. Biron, die durch ein Zoom-Meeting zur Shoa mit Ester in Kontakt trat, ist tief berührt von ihrer Geschichte und ihren Erinnerungen, die sie mit Humor und bildhaften Erzählungen teilt. Besonders rührt Esters Wunsch, die Karten mit ihren Enkelkindern zu nutzen und gemeinsam Aufgaben zu erledigen.

Föhrenwald: Ein bedeutendes DP-Camp

Das DP-Camp Föhrenwald, in dem Ester aufwuchs, hatte eine bewegte Geschichte. Ursprünglich 1939 für Mitarbeiter der IG Farben erbaut, wurde es während des Krieges als Unterkunft für Zwangsarbeiter genutzt. Die US-Armee richtete das Lager kurz nach dem Kriegsende im Juni 1945 um und machte es zu einem Camp für jüdische Flüchtlinge. Innerhalb von wenigen Monaten kamen viele Displaced Persons (DPs) von anderen Lagern nach Föhrenwald, darunter die bekannten Lager Feldafing und Landsberg.

Die Wohnbedingungen in Föhrenwald waren im Vergleich zu anderen Lagern überdurchschnittlich gut. Die Bewohner lebten in kleinen, zentral beheizten Häusern, was zu einer höheren Lebensqualität beitrug. Anfangs beherbergte das Camp nicht nur jüdische Flüchtlinge, sondern auch nicht-jüdische DPs aus verschiedenen Ländern. Am 3. Oktober 1945 wurde es jedoch in ein rein jüdisches Lager umgewandelt. Zu den Hochzeiten, zwischen 1946 und 1948, beherbergte das Camp über 5.000 Menschen und entwickelte sich schnell zu einem kulturellen und politischen Zentrum für die jüdische Gemeinschaft.

Ein Vermächtnis des Erinnerns

Bishop, die seit dem Tod ihrer Eltern und dem Leben im jüdischen Kinderheim in der Schweiz eine bewegte Kindheit hatte, möchte mit der Entwicklung des Spiels und dem Verkauf der Karten sowohl die Druckkosten decken als auch Ester die Möglichkeit bieten, an einem Fest zum 80-jährigen Bestehen des DP-Camps in Föhrenwald teilzunehmen. Dieses Ereignis ist nicht nur eine Feier, sondern auch eine Möglichkeit, die Erinnerung an die Erlebnisse der Menschen, die in Föhrenwald lebten, wachzuhalten. Das Set „Esters Welt“ ist für 20 Euro erhältlich und kann per E-Mail bestellt werden.

Föhrenwald war nicht nur ein Ort der Not, sondern wurde zur aktiven Stimme der Flüchtlinge. Demonstrationen fanden statt, insbesondere gegen die britische Festnahme von Zionisten in Palästina. Das Lager hatte eine blühende Bildungseinrichtung, in der auch eine Yeshiva untergebracht war, die als Verwaltungszentrale für alle Yeshivot in der amerikanischen Zone fungierte. Die Bewohner engagierten sich lebhaft im kulturellen Leben und organisierten Sommerlager sowie zahlreiche sportliche Aktivitäten.

Das letzte DP-Lager, das bis 1957 als Heimat für viele Juden ohne Wohnort fungierte, schloss offiziell seine Pforten am 1. Dezember 1951, als die deutsche Verwaltung die Verantwortung übernahm. Bis dahin waren die Spuren der Vergangenheit fest im Gedächtnis der Überlebenden verankert.

„Esters Welt“ ist mehr als nur ein Spiel; es ist eine Verknüpfung von Geschichte, Erinnerung und Zukunftsgestaltung. Es ermutigt dazu, aus der Vergangenheit zu lernen und verbindet Generationen, während es die Bedeutung von Identität und Gemeinschaft unterstreicht.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
sueddeutsche.de
Weitere Infos
encyclopedia.ushmm.org

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