Der demografische Wandel stellt eine entscheidende Herausforderung für die Kirchenmusik dar, da immer mehr ältere Menschen aktiv in kirchenmusikalischen Ensembles mitwirken. Laut Sonntagsblatt sind viele über 65-Jährige nicht nur im Musizieren aktiv, sondern übernehmen auch wichtige Rollen wie das Leiten von Chören oder das Spielen der Orgel. Diese Entwicklung führt dazu, dass ältere Menschen eine zentrale Rolle bei der Gestaltung von Gottesdiensten und Konzerten einnehmen.
Musik hat nachweislich eine Vielzahl positiver Effekte auf das Wohlbefinden von Menschen jeden Alters. Besonders bei älteren Menschen fördert sie die emotionale Gesundheit, das Gedächtnis und die soziale Interaktion. Die Bedeutung dieser Effekte wird durch die Arbeit der Musikgeragogik unterstrichen, die sich mit den spezifischen Bedürfnissen älterer Menschen im musikalischen Kontext beschäftigt. So nutzen Einrichtungen und Programme gemeinsame musikalische Aktivitäten, um Einsamkeit und Isolation zu verringern, was durch die Forschungsergebnisse von Goldene Senioren bestätigt wird.
Die Rolle der Musikgeragogik
Ein zunehmend wichtiger Bestandteil der Kirchenmusik ist die Musikgeragogik. Diese Disziplin zielt darauf ab, älteren Menschen zugängliche musikalische Aktivitäten anzubieten, die sowohl ihre Lebensqualität erhöhen als auch deren soziale Teilhabe fördern. Der Begriff „Kirchenmusikgeragogik“ hat seit 2016 an Bedeutung gewonnen und wird in der wissenschaftlichen Forschung immer stärker legitimiert. Kerstin Schatz thematisiert in ihrem neuen Buch, das unter Üben und Musizieren rezensiert wurde, die Notwendigkeit einer inklusiven Kirchenmusik für ältere Menschen.
Schatz argumentiert, dass die demografischen Veränderungen in einer zunehmend säkularen Gesellschaft auch die Kirche vor neue Herausforderungen stellen. Ihre Dissertation beinhaltet qualitative Forschungen, die sich mit der Relevanz der Musikgeragogik für hauptamtliche Kirchenmusiker*innen befassen. Die Resultate zeigen, dass Kirchenmusik und die gut etablierten gemeinschaftlichen musikalischen Strukturen essenziell für die Integration älterer Menschen in die Gemeinschaft sind.
Positive Effekte auf ältere Menschen
Die musikalischen Aktivitäten dienen nicht nur der Steigerung des emotionalen Wohlbefindens, sondern fördern auch soziale Interaktionen und neue Freundschaften unter den Teilnehmenden. Insbesondere bei Demenzpatienten kann Musik Erinnerungen und Gefühle wecken und dadurch die Stimmung erheblich verbessern. Musiktherapien, die in vielen Pflegeeinrichtungen angeboten werden, stärken die kognitive und körperliche Fitness der Senioren und zeigen, wie wichtig Musizieren für die Gemeinschaft ist.
Die Gemeindemusik hat die Fähigkeit, unterschiedliche Generationen zusammenzubringen und ein gemeinschaftliches Gefühl zu schaffen. Kantoren und Kirchenmusiker haben die Aufgabe, ein förderliches Umfeld für alle Musikinteressierten zu schaffen. Ihre Bemühungen bieten den älteren Generationen die Möglichkeit, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten einzubringen und weiterzugeben, oft zum Nutzen der gesamten Gemeinde.
Insgesamt zeigt sich, dass die Zukunft der Kirchenmusik eng mit den Bedürfnissen älterer Menschen verknüpft ist. Die Veranstaltung von musikalischen Angeboten, die auf die unterschiedlichen Interessen der Generationen ausgerichtet sind, könnte dazu beitragen, sowohl die älteren als auch die jüngeren Gemeindemitglieder stärker einzubinden und zu verbinden.