
Die Absetzung von Pfarrer Alexander Aulinger in Hauzenberg hat in der Gemeinde und darüber hinaus für Aufregung gesorgt. Bischof Stefan Oster äußerte in einer Videobotschaft, dass er sich gezwungen sah, aufgrund wiederholter Hinweise auf Aulingers Verhalten zu handeln. Die emotionale Aufladung des Themas sei ihm zufolge „erschreckend“, und er betonte, dass bereits in der Vergangenheit Maßnahmen ergriffen wurden, die Aulingers Jugendarbeit einschränkten. Zudem habe der Bischof einen vorläufigen Zelebrations- und Auftrittsverbot für Aulinger verhängt, um die Situation zu beruhigen.
Die Bistumsleitung sieht sich nun Vorwürfen ausgesetzt, vorschnell gehandelt zu haben. Vor allem die Gremien um Martin Krinninger, den Pfarrgemeinderatsvorsitzenden von Haag, äußerten Enttäuschung über die Nichtberücksichtigung ihrer Stimmen in der Entscheidung zur Entpflichtung Aulingers. Die Vertreter der Eltern- und Ministrantengruppen wiesen darauf hin, dass alle Anliegen in einem konstruktiven Dialog behandelt werden sollten, um gemeinsam in die Zukunft zu blicken. In dieser Gesprächsthemenliste beantragten sie, konkrete Vorwürfe gegen Aulinger von einer unabhängigen, juristisch kompetenten Person prüfen zu lassen.
Kontext und Dialog
Antonia Murr, die Interventionsbeauftragte des Bistums, signalisierte, dass der Vorschlag geprüft werde, wandte sich jedoch an die bereits bestehenden unabhängigen Prüfungsinstanzen, wie die Staatsanwaltschaft, und verwies auf laufende Ermittlungen. Bischof Oster und Generalvikar Josef Edereer haben bereits weitere Treffen mit den Gremienvertretern der vier Gemeinden in Aussicht gestellt, um den Dialog fortzusetzen. Auch weitere Gespräche mit den beteiligten Personen sind geplant, um zur Beruhigung der Gemeinschaft beizutragen.
In der Zeit seit der Ankündigung der Maßnahmen haben sich die Emotionen in der Gemeinde stark erhitzt. Oster betonte die Notwendigkeit von Zeit und Besonnenheit für die Aufarbeitung. Er erwähnte, dass eine „herrschende Meinung“ in Hauzenberg bestehe, die einige für die Misere verantwortlich mache. Auch die Ministrantinnen baten den Bischof, ihren Dienst zu würdigen und gegen Gerüchte vorzugehen. Oster dankte den jüngeren Frauen für ihr Engagement und versprach, ihrer Stimme Gehör zu schenken.
Unabhängige Aufarbeitung in der Kirche
Die Bewertungen von Vorfällen innerhalb der katholischen Kirche, insbesondere im Kontext des sexuellen Kindesmissbrauchs, haben in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs hat wiederholt auf die strukturellen Probleme hingewiesen, die es schwierig machen, Missbrauchsfälle transparent zu untersuchen. Diese Problematik wird auch in der Presselandschaft immer deutlicher, sodass Bischof Oster zuletzt öffentlich den Wunsch nach einer respektvollen und empathischen Gesprächskultur unterstrich.
Zusätzlich gibt es eine Forderung nach einer umfassenden, unabhängigen Aufarbeitung in der katholischen Kirche, angesichts der Studienergebnisse, die auf vertuschende Strukturen hinweisen. In einem größeren Kontext stehen die Entwicklungen in Hauzenberg auch in Verbindung mit den Bemühungen für eine transparente Aufarbeitung und den dazu verabschiedeten Gesprächen, die darauf abzielen, ähnliche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden. Der Grad an öffentlicher Aufmerksamkeit könnte also dazu beitragen, sowohl die officiell betroffenen Personen als auch die Instituion Kirche selbst vor weiteren Krisen zu schützen.