Nobelpreis 2023: Regulatorische T-Zellen und ihre revolutionäre Entdeckung
Regensburg steht im Fokus des Medizin-Nobelpreises 2023, verliehen für die Entdeckung regulatorischer T-Zellen.

Nobelpreis 2023: Regulatorische T-Zellen und ihre revolutionäre Entdeckung
In wenigen Tagen wird die medizinische Welt den Nobelpreis für Medizin 2023 an Shimon Sakaguchi sowie die beiden Forscher Mary E. Brunkow und Frederick J. Ramsdell verleihen. Dies wird am 10. Dezember in Stockholm gefeiert und hat die Entdeckung der regulatorischen T-Zellen, kurz Tregs, im Mittelpunkt.
Was genau sind diese Tregs? Sakaguchi postulierte vor fast 30 Jahren, dass sie eine entscheidende Rolle im Immunsystem spielen. Diese Zellen fungieren als „Wächter des Immunsystems“, weil sie verhindern, dass unser Körper sich selbst angreift. Tatsächlich helfen sie dabei, überschießende Immunreaktionen zu bremsen, die gesunde Zellen gefährden könnten. Matthias Edinger vom Leibniz-Institut für Immuntherapie beschreibt es treffend: Tregs sind für die Aufrechterhaltung der Balance im Immunsystem unerlässlich.
Die Bedeutung der Tregs
Tregs haben die Fähigkeit, andere T-Zellen zu hemmen, die möglicherweise infizierte oder mutierte Zellen angreifen, was besonders wichtig nach einer Stammzelltransplantation ist. Hier kann das Immunsystem des Spenders die Organe des Empfängers angreifen, was als Graft-versus-host-Reaktion (GVH-Reaktion) bekannt ist. Aktuelle Forschungen, wie sie in Regensburg durchgeführt werden, zeigen, dass die Co-Transplantation von Tregs helfen kann, diese gefährliche Reaktion zu verhindern.
Die klinischen Studien in Regensburg zielen darauf ab, Therapien zu entwickeln, die die Nebenwirkungen von Behandlungen deutlich mindern. Edinger berichtet über Fortschritte bei der Charakterisierung und Vermehrung von Tregs aus Spenderblut, was neue Möglichkeiten für zukünftige Behandlungen eröffnet.
Forschung und Therapien
Die Grundlagenforschung hat sich als äußerst wichtig erwiesen. Die Entdeckung der regulatorischen T-Zellen führte zur Entwicklung neuer Therapieansätze, die potenziell Autoimmunerkrankungen, Krebs sowie Abstoßungsreaktionen nach Organtransplantationen behandeln könnten. Auf der Suche nach neuen Behandlungsmöglichkeiten stehen Tregs hoch im Kurs, da sie das Potenzial haben, die Reaktionen des Immunsystems zu steuern und in kritischen Situationen als therapeutische Helfer zu dienen.
Doch der Weg zur praktischen Anwendung ist nicht ohne Herausforderungen. Aktuell sind Treg-Transferprodukte noch nicht zugelassen, doch die Forschung schreitet voran. Das Interesse an Tregs ist groß, da bereits jetzt Therapien mit Tregs zur Linderung von Graft-versus-host disease (GVHD) gezeigt haben, dass sie helfen können, die sichere und effektive Behandlung von Patienten zu verbessern.
Ein weiteres spannendes Element sind genetische Engineering-Strategien, die darauf abzielen, Tregs weiter zu optimieren – sowohl in ihrer Funktion als auch in ihrer Spezifität. Dies könnte besonders in der Onkologie von Bedeutung sein, wo die Hemmung der Treg-Aktivität eine neue Strategie zur Bekämpfung von Tumoren darstellen könnte.
Insgesamt zeigt die Anerkennung von Sakaguchi und seinen Kollegen, wie bedeutend die Forschung an Tregs für die Zukunft der Medizin ist. Während wir uns auf die Preisverleihung am 10. Dezember vorbereiten, drängt sich die Frage auf: Welche neuen Therapien könnten aus diesen wegweisenden Entdeckungen hervorgehen? Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um vom Labor in die Klinik zu gelangen.
BR berichtet über den Nobelpreis für Tregs.
NCBI beleuchtet die Forschung zu Tregs und GVHD.
Ärzteblatt fasst die Nobelpreisverleihung zusammen.