Missbrauch im Bistum Passau: Jahrzehntelange Dunkelheit aufgedeckt!
Am 8.12.2025 veröffentlicht das Bistum Passau eine Missbrauchsstudie, die 672 Betroffene und 154 Beschuldigte analysiert.

Missbrauch im Bistum Passau: Jahrzehntelange Dunkelheit aufgedeckt!
Das Bistum Passau hat kürzlich eine brisante Missbrauchsstudie veröffentlicht, die einen tiefen Einblick in die dunkle Geschichte sexueller Übergriffe von Geistlichen im Zeitraum von 1945 bis 2022 gewährt. Diese Untersuchung wurde von einem Team der Universität Passau unter der Leitung von Historiker Marc von Knorring durchgeführt. Rund 2.400 Personalakten wurden durchleuchtet, und es fanden Gespräche mit 25 Betroffenen sowie 35 Zeitzeugen statt. Die Bayerische Rundfunk berichtet, dass die Studie im Auftrag einer lokalen Unabhängigen Aufarbeitungskommission erstellt und die Kosten von der Diözese Passau übernommen wurden.
Die Ergebnisse sind alarmierend: Mindestens 672 Menschen wurden Opfer, und 154 Täter konnten identifiziert werden. Ein erschreckendes Detail ist, dass 86% der beschuldigten Geistlichen als Mehrfachbeschuldigte gelten. Zudem waren drei Viertel der Betroffenen mehrfachen Übergriffen ausgesetzt, vor allem in Internaten, Heimen und während des Ministranten-Dienstes. Solche Horrorszenarien sind für die Betroffenen nicht nur physisch, sondern auch psychisch verheerend – viele leideten unter Schlafstörungen, Depressionen und einem Verlust des Selbstbewusstseins. Die Studie zeigt auch, dass 59% der in Pfarrgemeinden betroffenen Personen männlich waren, während dieser Anteil unter Ordensgeistlichen sogar bei 94% liegt.
Dunkle Kapitel und Konsequenzen
Ein zentrales Augenmerk der Untersuchung liegt auf dem Umgang der Passauer Bischöfe mit Vorwürfen. Bereits in der Nachkriegszeit unter Bischof Simon Konrad Landersdorfer wurden Missbrauchsfälle dokumentiert, doch oft blieben diese unzureichend und wurden umgangen. Ab den 1960er-Jahren kam zwar die Justiz aktiver ins Spiel, jedoch wurde unter Bischof Antonius Hofmann die Dokumentation absichtlich dünn gehalten. Bischof Franz Xaver Eder bezeichnete die Missbrauchsfälle sogar als „Giftschrank“, in dem die schrecklichen Realitäten gut verborgen blieben. Erst ab 2002 unter Bischof Wilhelm Schraml, der eine geregelte Präventionsarbeit einleitete, begann ein Wandel. Obwohl die Aktenüberlieferungen reichhaltiger wurden, sind sie nach wie vor nicht lückenlos.
Bischof Stefan Oster, der gegenwärtig im Bistum Passau tätig ist, beschreibt die Studie als „schmerzhaft und heilsam“. Er hat um Verzeihung für das Versagen der Verantwortlichen in der Kirche gebeten. Dennoch bleiben Fragen zur Transparenz und Machtausübung der Bischöfe. Laut Vatican News offenbart die Studie auch, dass es zahlreiche Mitwisser gab, die bis heute schweigen, darunter Eltern und Pfarrmitarbeiter.
Gesellschaftliche Debatten und der Weg nach vorn
Dieses Thema hat bereits seit mehr als 15 Jahren in Deutschland für gesellschaftliche Debatten gesorgt. Das Canisius-Kolleg in Berlin war ein Auslöser für die Aufdeckung vieler Fälle, die den vertrauten Boden der Kirche erschütterten. Während sich in einigen Bistümern, wie Passau, die Aufarbeitung verstärkt hat, zeigen andere, beispielsweise im Erzbistum Köln, Rückschläge, wenn Gutachten zunächst unter Verschluss gehalten wurden. Deutschlandfunk beschreibt die Reaktionen der Bistümer ebenfalls als sehr unterschiedlich, wobei einige offensiv handeln und andere sich schwer tun, einzugestehen, dass systematischer Missbrauch stattgefunden hat.
Als eine der Lehren aus diesem düsteren Kapitel müssen die Verantwortlichen in der Kirche endlich die Augen öffnen und klar dafür einstehen, dass das Wohl der Betroffenen über dem Ansehen der Institution stehen muss. Die Missbrauchsstudie könnte möglicherweise ein Wendepunkt sein, vielleicht gar der Startschuss für eine umfassende Veränderung in der katholischen Kirche, die den Opfern des Missbrauchs endlich Gehör und Unterstützung bieten sollte.
Auf eine verantwortungsbewusste Zukunft hofft man nicht nur im Bistum Passau. Die kommenden Schritte zur Aufarbeitung und Prävention bleiben entscheidend. Es gilt, aus der Vergangenheit zu lernen und alles Notwendige zu tun, um solche Verbrechen zu verhindern.