
In Kempten hat die Auseinandersetzung mit den Folgen des Klimawandels und die Suche nach präventiven Lösungen für Starkregenereignisse an Fahrt aufgenommen. Bereits seit 2008 bemühen sich die Wagners, indem sie das Dach ihrer Garage begrünten, um einen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit zu leisten. Diese Maßnahme fördert nicht nur den Lebensraum für Insekten, sondern trägt auch zur Wasserrückhaltung bei. Der Freundeskreis Lebenswertes Kempten erhielt zudem eine Auszeichnung im Wettbewerb „Schwammintelligenz – Kempten wird klimafit“, was das Engagement der Bürger in dieser Thematik unterstreicht.
Beim letzten Treffen im Kempten-Museum stand der Austausch über städtebauliche Maßnahmen im Fokus, die gemäß dem Schwammstadt-Prinzip zur Bekämpfung von Starkregenereignissen dienen sollen. Der Klimawandel hat in der Region zu häufigeren Trockenperioden und starken Regenfällen geführt. So werden Starkregenereignisse laut dem Deutschen Wetterdienst durch mehr als 40 Liter Niederschlag pro Quadratmeter und Stunde definiert.
Die Herausforderung der Flächenversiegelung
Prof. Dr. Markus Keck erläuterte, dass in Deutschland 70% der Städte stark versiegelt sind, Kempten weist eine Versiegelung von 51% auf. Diese Versiegelung führt zu einer schnellen Abfließgeschwindigkeit des Regenwassers, was in Überlastungen der Kanalisation und damit in Überschwemmungen resultiert. Das Konzept der Schwammstädte setzt daher auf die Speicherung von Regenwasser in Grün- und Retentionsflächen, um es zur Kühlung und Bewässerung zu nutzen.
Florian Eggert, der Leiter des Stadtplanungsamtes in Kempten, berichtete über verschiedene Projekte zur Anpassung an den Klimawandel. Eine wesentliche Maßnahme stellt die Starkregengefahrenkarte dar, die kritische Zonen innerhalb Kemptens ausweist. Zu den Projekten zählen Dachbegrünungen, der Bau von Retensionsbecken sowie Staudenbeete in der Parkstadt Engelhalde und im Baugebiet Halde Nord.
Bürgerengagement und kommunale Unterstützung
Die Diskussion hob hervor, dass die Anpassung an den Klimawandel eine Gemeinschaftsaufgabe darstellt. Grundstückseigentümer werden zur Entsiegelung und Begrünung ihrer Flächen aufgerufen, da Mieter oft wenig Einfluss auf solche Maßnahmen haben. Der Hochwasserschutz am Kollerbach hat Priorität, wobei positive Ergebnisse am Bachtelbach bereits vermeldet werden konnten. Angela Isop berichtete über ihr eigenes Engagement in der Entsiegelung und Begrünung.
Des Weiteren wurde die Unterstützung durch die Kommune für Entsiegelungsmaßnahmen thematisiert. Eggert wies jedoch darauf hin, dass aufgrund der Haushaltslage keine kostenlosen Abholungen von Bauschutt möglich sind. Der Diskussionsprozess beinhaltete auch Überlegungen zur Ansprache von Eigentümern versiegelter Flächen durch die Stadt.
Strategien für resiliente Städte
Auf einer breiteren Ebene ist die Bundesregierung mit der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) aktiv, um auf die Herausforderungen des Klimawandels zu reagieren. Die Strategie bietet einen politischen Rahmen für eine sektorenübergreifende Anpassung an die sich ändernden klimatischen Bedingungen. Die aktuelle Klimawirkungs- und Risikoanalyse untersucht umfangreiche klimatische Auswirkungen und Handlungsfelder für Städte.
Zudem wird großer Wert auf technische Innovationen gelegt, die in der Stadtentwicklung zur Verbesserung der Anpassungsfähigkeit eingesetzt werden. Dabei kommen unter anderem hochmoderne Hochwassermanagement-Systeme zum Einsatz, die darauf abzielen, Risiken durch Überschwemmungen zu minimieren. Städte wie Kopenhagen, Singapur und New York setzen erfolgreich auf Begrünungsprojekte und optimiertes Wassermanagement, was als Vorbild für Kempten dienen könnte.
Schließlich ist die Einbeziehung aller Bürger in den Entwicklungsprozess von zentraler Bedeutung, um eine inklusive Stadtplanung zu sichern. Die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft wird als entscheidend erachtet, um die städtische Resilienz kontinuierlich zu verbessern und innovative Lösungen zu erarbeiten.
Der Kemptener Weg zur Klimaanpassung zeigt, dass sowohl individuelle Initiativen als auch kommunale Programme unerlässlich sind, um den Herausforderungen des Klimawandels aktiv zu begegnen. Gemeinsam können so nicht nur die Auswirkungen von Starkregenereignissen gemildert, sondern auch die Lebensqualität in der Stadt nachhaltig verbessert werden.
Für weitere Informationen zu diesen Themen bietet das Kreisbote umfassende Einblicke in lokale Projekte. Das Umweltbundesamt liefert zusätzliche Daten zur Schwammstadt und zum Wassermanagement, während das-wissen.de wissenschaftliche Ansätze und Beispiele erfolgreicher Klimaanpassungsmethoden in urbanen Zentren darstellt.