
Die IHK-Konjunkturumfrage zu Beginn des Jahres 2025 zeigt eine besorgniserregende Bilanz für die Allgäuer Wirtschaft. Trotz eines leichten Anstiegs des IHK-Konjunkturindex auf 98 Punkte bleibt dieser weiterhin unter der kritischen Wachstumsschwelle von 100 Punkten, was auf stagnierende wirtschaftliche Verhältnisse hinweist. Damit steht die Region vor ernsthaften Herausforderungen, die sich bereits früh abzeichnen. Die optimistischen Einschätzungen zur Geschäftslage, die Vergangenheit geprägt hatten, haben sich in den letzten Monaten stark verschlechtert. Laut B4B Schwaben verliert das Allgäu zunehmend an wirtschaftlicher Substanz, insbesondere bei Investitionen und Beschäftigungen.
Andrea Thoma-Böck, Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Memmingen-Unterallgäu, kritisierte die aktuelle Entwicklung als stagnierend und forderte eine Neuwertung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Ihr Kollege Peter Leo Dobler aus der IHK-Regionalversammlung Kaufbeuren-Ostallgäu äußerte die Notwendigkeit einer umfassenden Wirtschaftswende, um den zahlreichen strukturellen Problemen, unter denen das verarbeitende Gewerbe leidet, entgegenzuwirken. Dies zeigt sich in der Tatsache, dass der Rückgang bei Investitionen und Beschäftigung erstmals seit mehreren Jahren zu verzeichnen ist.
Regionale Unterschiede im Konjunkturindex
Besonders auffällig ist das unterschiedliche Stimmungsbild in den verschiedenen Regionen des Allgäus. Die Region Lindau-Bodensee führt mit 102 Punkten, bleibt jedoch hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück. Oberallgäu und Kempten liegen mit 101 Punkten ebenfalls noch im positiven Bereich, während Ostallgäu und Kaufbeuren mit 97 Punkten eine teils verbesserte, jedoch unstabile Stimmung aufweisen. Am schlechtesten schnitt das Unterallgäu zusammen mit Memmingen ab, wo der Index mit 92 Punkten das Schlusslicht bildet, trotz einer Verbesserung um neun Punkte. Wochenblatt News berichtet, dass der Dienstleistungssektor, besonders in Kempten, Memmingen und Kaufbeuren, der Hauptmotor der wirtschaftlichen Stabilität in der Region bleibt.
Die Industrie hingegen sieht sich weiterhin mit Rückgängen bei Aufträgen konfrontiert, insbesondere aus bedeutenden Weltregionen. Laut Allgäu Hit werden sich diese Herausforderungen weiter zuspitzen, wenn nicht zeitnah Maßnahmen ergriffen werden, um die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern. Dr. Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben, warnte vor einem massiven Verlust an wirtschaftlicher Substanz, sollte es an Investitionsanreizen mangeln.
Forderungen der Unternehmen und Ausblick
Die Unternehmen im Allgäu haben klare Erwartungen an die Politik. Sie fordern gezielte Maßnahmen zur Stärkung der Inlandsnachfrage und zur Schaffung wettbewerbsfähiger Kostenstrukturen. Die Stimmung unter den Unternehmen bleibt verhalten: 22 Prozent bewerteten die aktuelle Geschäftslage als schlecht, während 31 Prozent sie als gut einstuften und 47 Prozent mit „befriedigend“ einverstanden waren. 28 Prozent der Unternehmen erwarten zudem eine Verschlechterung, was die dringend notwendigen politischen Weichenstellungen umso deutlicher macht.
Die IHK Schwaben fordert aus diesem Grund Maßnahmen in mehreren Handlungsfeldern, um das Wachstumspotenzial zu erhöhen und zusätzlichen Arbeitskräftebedarf zu erreichen. Hierzu gehören ein flexiblerer Arbeitsmarkt und die Sicherstellung einer bezahlbaren Energie- und Rohstoffversorgung. Wenn nicht bald umfassende Reformen stattfinden, droht Deutschland ein weiteres Jahr der wirtschaftlichen Stagnation, wie bereits nach zwei vorangegangenen schwierigen Jahren.