Ebersberg

Cleesattels fordern deutsche Staatsbürgerschaft: Ein Leben zwischen zwei Welten!

Die Zahl der Einbürgerungsanträge in Deutschland hat in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Anstieg erfahren. Der Landkreis Ebersberg verzeichnete allein im Jahr 2024 fast 1000 Anträge, was mehr als viermal so viele wie vor fünf Jahren entspricht. Aktuell sind 350 Einbürgerungsverfahren im Gange, was die steigende Nachfrage nach einer deutschen Staatsbürgerschaft unterstreicht. Ein besonders interessanter Fall ist das Ehepaar Sally und Norman Cleesattel, US-Amerikaner, die seit 57 Jahren in Zorneding leben und sich nun ebenfalls um die deutsche Staatsbürgerschaft bemühen.

Die beiden kamen 1968 nach Deutschland, als Norman eine Promotionsstelle in Bonn erhielt. Seit 1976 wohnen sie in Zorneding, haben zwei Kinder, und sind aktives Mitglied ihrer Gemeinde. Norman spielt Saxofon in einer Band und das Paar verfolgt sorgfältig die politische Lage in den USA und Deutschland. Für die Cleesattels ist die Einbürgerung nicht nur eine bürokratische Formalität, sondern eine entscheidende Frage der Solidarität. „Wir möchten wählen können“, betont Norman Cleesattel, der sich auch um die Auswirkungen der politischen Entwicklungen in beiden Ländern sorgt.

Die neue Gesetzeslage zur doppelten Staatsbürgerschaft

Ein wesentlicher Faktor für den Anstieg der Anträge ist das Gesetz zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts (StaRModG), das am 27. Juni 2024 in Kraft trat und die doppelte Staatsbürgerschaft unter bestimmten Bedingungen ermöglicht. Die Mindestaufenthaltsdauer für eine Einbürgerung wurde von acht auf fünf Jahre verkürzt; bei besonderen Integrationsleistungen ist eine Einbürgerung sogar nach drei Jahren möglich. Damit ist es seitdem nicht mehr zwingend erforderlich, die bisherige Staatsangehörigkeit aufzugeben, was zuvor für die meisten Einwanderer aus Nicht-EU-Staaten galt.

Die Cleesattels sind nun dabei, sich auf den Einbürgerungstest vorzubereiten, der Fragen zur deutschen Geschichte, Rechtsstaatlichkeit und Gesellschaft umfasst. Die Voraussetzungen für die Einbürgerung beinhalten unter anderem ein Mindestalter von 16 Jahren, Nachweis von Sprachkenntnissen auf mindestens B1-Niveau und ein überprüfbarer, straffreier Lebenslauf. Zudem müssen Antragsteller nachweisen, dass sie ihren Lebensunterhalt eigenständig sichern können und sich zur demokratiefreundlichen Grundordnung bekennen.

Einbürgerungsanträge aus verschiedenen Nationen

Im Landratsamt Ebersberg wurden in den ersten sechs Monaten nach Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft bereits rund 600 Anträge eingereicht. Die Mehrheit dieser Anträge stammt von Menschen aus Ländern wie der Türkei, Serbien, Bosnien, Polen, Italien, Syrien, Indien und der Ukraine. Diese Diversität zeigt, dass es ein zunehmendes Interesse an der deutschen Staatsbürgerschaft aus verschiedenen Regionen der Welt gibt.

Die Brisanz und die Herausforderungen, die mit der doppelten Staatsbürgerschaft verbunden sind, sind jedoch auch nicht zu übersehen. Kritiker weisen auf einen erhöhten bürokratischen Aufwand sowie potenzielle Loyalitätskonflikte hin. Dennoch wird die Reform von vielen als ein Schritt in die richtige Richtung betrachtet, um die Integration zu fördern und das Zusammenleben in der Gesellschaft zu stärken.

Die Cleesattels sehen die Möglichkeit, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen, als große Chance, ihre Verbindung zu Deutschland zu festigen und die demokratischen Prozesse aktiv mitzugestalten. Eine enge Bindung an ihr Heimatland, die im Laufe der Jahre immer oberflächlicher wurde, soll durch diesen Schritt neu belebt werden. ‚Wir lernen und arbeiten hart für unsere Einbürgerung‘, sagt Sally Cleesattel entschlossen.

Statistische Auswertung

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